Sizilien

Das Wenn Nicht Jetzt-Team mit seinem ersten Autor.

Breaking News – Wir packen aus!

Endlich ist es spruchreif und wir können Dir erzählen, woran wir die letzten Wochen und Monate so fleißig gearbeitet haben! Tusch, Trommelwirbel, tadaaaa: Wir haben einen eigenen Verlag gegründet!! Und das erste (na ja, genau genommen das zweite) Buch des Wenn Nicht Jetzt-Verlag heißt »Holy Bearshit« und ist seit heute draußen!

Wie das alles kam, fragst Du Dich? – Dass wir in Griechenland unsere »Auszeit Storys« gemacht haben, hast Du ja mitbekommen. Es war toll, ein Buch in kompletter Eigenregie zu erstellen – vom Schreiben und Lektorieren über den Satz und das Layouten eines Covers bis zum Einstellen auf Amazon und dem ganzen Marketing-Apparat, der damit verbunden ist. Nach der Veröffentlichung von »Auszeit Storys« bekam ich immer mehr Anfragen von Autorinnen und Autoren, die nicht nur ihre Bücher von mir lektoriert und korrigiert haben wollten, sondern auch um Hilfe bei dem ganzen handwerklichen und technischen Teil baten. Sie wollten mit ihrem Werk nicht zu einem herkömmlichen, großen Verlag gehen, denn da hätten sie Klinken putzen müssen, wären nur eine*r unter Tausenden gewesen, hätten kaum noch Mitsprecherecht behalten und extrem wenig mit ihrem eigenen Buch verdient. Der Selfpublishermarkt wächst stetig an, da immer mehr Schriftstellerinnen und Schriftsteller die Zügel in der Hand behalten wollen. Nur kann eben selten einer allein alles. Wer kann schon gut schreiben und hat auch noch Ahnung von Marketing und Layoutprogrammen? Der Bedarf an Leuten, die genau das alles können, ist also ganz offenbar vorhanden.

Lagerfeuergeschichten

Eine Woche lang haben wir uns am Strand vor dem Monte Cofano jeden Abend mit unseren neuen Freunden Christian und Lisbeth und Samira und Gerd getroffen und über Reisen, Veränderungen und das Leben eben geredet.

Auf Sizilien lernten wir Christian kennen und als wir abends alle ums Lagerfeuer saßen und uns erzählten, was wir im Leben so machten, erfuhren wir, dass Christian Autor ist und gerade sein zweites Buch, »Holy Bearshit«, geschrieben hatte. Mit seinem ersten Werk war er damals bei einem Verlag und hat dort keine so guten Erfahrungen gemacht, weshalb ein klassischer Verlag für ihn nicht mehr in Frage kam. Am nächsten Tag brachte er uns sein Buch, was er zufällig dabeihatte. Beim Lesen merkten Uli und ich gleich, dass wir hier eine ganz besondere Geschichte in Händen hielten. »Holy Bearshit« ist witzig, liebevoll, leichtfüßig, spannend und gleichzeitig tiefgründig – einfach eine tolle Story und ganz wunderbar geschrieben. Wir waren sofort Feuer und Flamme. Das Buch hat uns den letzten Schubs gegeben, um die Idee von einem eigenen Verlag tatsächlich umzusetzen. – Wenn nicht jetzt …

Wink des Schicksals

Der Bus von Chrisitan und Lisbeth neben unserem Knausi, am Strand von Sizilien.
Der Bus von Chrisitan und Lisbeth neben unserem Knausi, am Strand von Sizilien.

Auf unserer Reise haben wir schnell gelernt, dass sich die Dinge irgendwie fügen und das Schicksal, oder das Universum oder was auch immer für eine Energie da am Werk ist, einem zur rechten Zeit den Weg weist. Man muss nur die Augen offenhalten und bereit sein, auch mal etwas zu wagen. Dieses Zusammentreffen am Strand von Sizilien empfanden wir alle drei als eben genau ein solches Zeichen und weil sich in dem Moment alles so richtig und gut anfühlte, haben wir beschlossen, uns zusammenzutun und als Team gemeinsam »Holy Bearshit« zu publizieren.
Uli und ich haben beide jahrelange Erfahrung in der Verlagsarbeit, in allen möglichen Bereichen. Zu zweit decken wir bereits ein sehr breites Spektrum an notwendigem Können, Wissen und Erfahrung ab. Für die Dinge, die wir nicht gelernt haben, wie zum Beispiel das Designen eines professionellen Buchcovers, haben wir uns befreundete Profis mit ins Boot geholt, die super zu uns passen.

Der etwas andere Verlag

Der stolze Autor hält zum ersten Mal einen Probedruck seines eigenen Buchs in der Hand.
Der stolze Autor hält zum ersten Mal einen Probedruck seines eigenen Buchs in der Hand.

Im Wenn Nicht Jetzt-Verlag steht das Thema Veränderung im Mittelpunkt. Was uns interessiert, sind Menschen mit Geschichten, die von Aufbruch, Auszeit, Aussteigen erzählen, von Neuanfang und Mut. Geschichten, die das Leben schreibt, verpackt in humorvolle, ernste, dramatische, leidenschaftliche oder ironische Erzählungen. Wir wollen starke Bücher machen, die bewegen, ergreifen, wachrütteln, zu Tränen rühren oder Bauchschmerzen vor Lachen machen, von Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben.
Dabei sehen wir das Entstehen eines Buches als Gemeinschaftswerk und uns, die Autorin oder den Autor und andere Mitwirkende als Team, mit einem gemeinsamen Ziel: eine gute Geschichte noch besser zu machen, liebevoll aufzubereiten, bestmöglich zu präsentieren und zu vermarkten.

Das Wenn Nicht Jetzt-Team mit seinem ersten Autor.
Das Wenn Nicht Jetzt-Team mit seinem ersten Autor.

So geht’s weiter

  • Wie gesagt ist »Holy Bearshit – eine Abenteuerreise auf der Suche nach den letzten Bären Europas« seit heute auf Amazon erhältlich (als Taschenbuch sowie eBook).
    Hier erfährst Du mehr über das Buch und kannst es auch gleich bestellen.
  • Natürlich sind wir auch auf der Suche nach Autorinnen und Autoren, die ihre Bücher mit uns veröffentlichen wollen. Falls Du also jemand kennst, der ein Buch geschrieben hat und zu uns passen könnte, würden wir uns über eine Nachricht unter mail@wenn-nicht-jetzt.de sehr freuen.
  • Um keine unserer Neuerscheinungen zu verpassen, trage Dich doch einfach hier in unseren Verteiler ein und wir halten Dich auf dem Laufenden.
  • Unsere Webseite www.wenn-nicht-jetzt.de bleibt bestehen und wird in nächster Zeit zur Verlagswebseite umgebaut. Unsere Reiseberichte bleiben aber natürlich weiterhin auf der Seite und werden stetig durch unsere eigenen und die von anderen Reisenden ergänzt.
  • Wir haben einen Shop für unsere Bücher eingerichtet und du kannst so direkt bei uns bestellen: www.wnj-verlag.de

Wir sind wahnsinnig aufgeregt und freuen uns riesig auf unsere gemeinsame Zukunft – sowohl privat als auch beruflich! Wir hoffen, Du bleibst Teil der Wenn Nicht Jetzt-Familie und verfolgst weiter unsere Abenteuer.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Tempel in Selinunte.

Viele Tempel und die größte Kacke in die wir uns je geritten haben

Junge, Junge, das war vielleicht eine Woche! Wir sind ganz schön rumgekommen und haben viele tolle Sachen gesehen. Und wenn Du uns bei Facebook folgst, weißt Du ja schon, dass wir uns auch so richtig reingeritten haben, in die größte Misere bislang auf dieser Reise …

Tempel in Selinunte.
Tempel in Selinunte.

Letzten Sonntag hatte ich ja meinen Brief damit beendet, dass wir in Selinunte am Strand angekommen waren. Gleich am nächsten Morgen standen wir um Punkt neun Uhr, im Archäologen-Safari-Expeditions-Outfit vor den Toren der archäologischen Stätte, als diese aufgingen. Das war schlau, denn es wurde recht schnell ziemlich heiß und außerdem kamen an dem Tag viele Schulklassen. Hunderte kreischende Teenies mäanderten durch die antiken Ruinen, es klang mehr nach Spaßbad als nach Ausgrabungsstätte. Gott sei Dank bewegten sie sich aber so langsam wie Zombies fort, so dass man ihnen leicht aus dem Weg gehen konnte.
Selinunte ist ein sehr weitläufiges Gelände, mit zahlreichen griechischen Tempeln (nicht, dass wir in den fünf Monaten in Griechenland nicht genug davon gesehen hätten) und der alten griechischen Stadt Selinus, die in der Antike eine der wichtigsten Städte auf Sizilien war.

Platter Reifen – das kann uns nicht mehr schocken

Als wir von unserer Expedition zurückkamen, stand unser Wohnmobil leicht schief. – Wir hatten einen Platten. Eine Schraube hatte sich tief ins Gummi gebohrt. Also erstmal langsam zur nächsten Tankstelle, Luft reinpumpen und den netten Carabinieri, der da gerade seinen Mittagskaffee trank fragen (das heißt natürlich mit Händen und Füßen, denn hier kann ja kein Mensch Englisch; aber unsere pantomimischen Fertigkeiten werden immer ausgefeilter), wo man denn das reparieren lassen könne. Dann in die nächste Stadt geschlichen, zu einem Reifenhändler. Wir waren uns sicher, dass man uns dort sehr geschäftstüchtig auf jeden Fall gleich zwei neue Reifen würde aufschwatzen wollen, was uns mal eben wieder 200 Euro gekostet hätte. Doch stattdessen hat ein sehr netter Mechaniker den Reifen mal kurz geflickt – und das noch zackig vor der heiligen Mittagspause! Statt 200 mussten wir nur 20 Euro bezahlen und schaukelten gut gelaunt weiter, stolz, dass wir solche Dinge inzwischen mit links regeln.

Wieder einmal hatten wir einen ganzen Strand für uns allein.
Kochen mit Aussicht.
Selbst Pepito genießt die morgendliche Aussicht aus dem Bett heraus.
Natürlich haben wir auch hier wieder ein gemütliches Lagerfeuer gemacht und den Sonnenuntergang genossen.

Wir sind dann noch ein Stück gefahren und haben uns einen Strandplatz gesucht. Unglaublich, aber wir finden noch immer schöne Ecken, an denen wir vollkommen alleine sind. So auch in diesem Fall. Den Rest des Tages haben wir also am Strand rumgelümmelt, Uli war schwimmen, und abends gab es unser Lieblingsprogramm: Sonnenuntergang über dem Meer, Lagerfeuer und Sternenhimmel.

Der Garten der tausend Köpfe

Natürlich habe ich mich dem Steinvolk auch kurz vorgestellt.
Skurrile Steinköpfe, soweit man schauen kann.
Hier hat Filippo Bentivegna zu seinem selbst erschaffenen Volk gesprochen.

Inselbewohner sind ja zuweilen ein eigentümliches Völkchen und so gab es auch auf Sizilien jede Menge herrlich verrückte Spinner, die uns ihre Spuren zum Bestaunen zurückgelassen haben. So auch Filippo Bentivegna, der in Sciaccia seinen „Garten der tausend Köpfe“ erschaffen hat. Über eine verschmähte Liebe nie hinweggekommen, ist er zu einem kauzigen Einsiedler mit leichtem Hang zum Größenwahn geworden. Um sein Haus herum hat er Skulpturen (Köpfe) aus Stein gehauen, die sein untergebenes Volk darstellen sollten, dessen König er war. Wir haben sie nicht gezählt, aber es waren auf jeden Fall einige hundert.

Torre Salsa nur mit Allrad!

Von hier oben sieht der Berg gar nicht so steil aus. Aber durch den Schotter hat der Knausi einfach keinen Grip gehabt.

Das Steinvolk hinter uns lassend wollten wir dann zu einem kleinen Nationalpark, über den wir gelesen hatten, dass es da unter anderem einen der schönsten Strände der ganzen Südküste geben soll und dass dieser noch nicht sehr bekannt ist. Der Park, Torre Salsa, wurde vor ein paar Jahren vom WWF ausgezeichnet und gilt noch als Geheimtipp. Nichts wie hin da.
Bald schon endete die asphaltierte Straße und wir hoppelten mal wieder einen schlaglochdurchfurchten Feldweg entlang. Der wurde immer schmaler, das Schilf zu beiden Seiten kam immer näher und irgendwann mussten wir vor einem riesigen Schlammloch doch kapitulieren und uns irgendwie da wieder rauswurschteln. Aber: so leicht geben wir nicht auf, es sollte ja noch einen anderen Weg hineingeben.

Leichte Ratlosigkeit …

Den gab es auch. Man musste nur über eine Kuppe und dann einen Abhang hinunter. Hm, schon ganz schön steil. Aber wir würden einfach einen anderen Weg hinausfahren, nachdem wir den Tag am wunderschönen Strand verbracht hatten. Alle Warnschilder ignorierend (die waren ja eh auf Italienisch) sind wir dem immer abenteuerlicher werdenden Pfad gefolgt. Links der Abgrund vor uns eine einzige Ansammlung von Schlaglöchern, auf einem immer schmaler werdenden Weg.
Plötzlich ein riesiger Graben vor uns. Drüber ging nicht, links vorbei auch nicht. Wieder einmal wurde uns klar, warum das beliebteste Auto der Einheimischen das alte Fiat Panda-Modell mit Allradantrieb ist. Damit kam man leicht links ab Graben vorbei (übrigens Erdbebenschäden – wenn man Warnschilder mal in den Übersetzer eingibt, kann das unter Umständen hilfreich sein). Für uns gab es hier aber kein Vorwärtskommen und so musste Uli, von mir dirigiert, rückwärtsfahren bis er in einem abzweigenden Feldweg drehen konnte. Der Abenteuertrack sah andersrum noch viel gruseliger aus und ich war erleichtert, als wir endlich wieder am Eingang des Parks angekommen waren. Nur noch eben den Abhang rauf und dann wären wir draußen.
Doch daraus wurde leider nichts, denn WIR HABEN VERDAMMT NOCHMAL KEINEN ALLRADANTRIEB!!!!!

Immer wieder haben wir es versucht, mit Anlauf und ohne, schnell, langsam, sogar rückwärts. Doch die Reifen drehten immer wieder durch, Steine flogen wild zu allen Seiten, es roch beißend nach Gummi und aus der Motorhaube fing es an zu qualmen. Keine Chance, da kamen wir aus eigener Kraft nicht mehr hoch. Wir saßen in der Falle.
Was nun? Erstmal cool bleiben, an den Rand fahren und einen Kaffee trinken. Jedem der (mit seinem Allrad-Panda) an uns vorbeikam haben wir dann ein kleines Theaterstück aufgeführt, in dem wir pantomimisch unser Dilemma schauspielerten. Der Höhepunkt des Stücks bildete die Nachahmung eines Traktors, der uns aus unserer misslichen Lage erretten würde. Die Italiener hatten immerhin Spaß an uns, aber leider keinen Traktor; sie wollten aber die Augen offenhalten und sollten sie einen sehen, zu uns schicken. Grazie, Grazie.

Der nette Schäfer fühlte sich sehr für uns Schwachköpfe verantwortlich

Wir haben uns keinen Stress gemacht. Immerhin gibt es schlimmere Orte, an denen man steckenbleiben kann.

Irgendwann hielt der Schäfer des Tals neben uns. Die Schäfer erkennt man hier an einem weißen Kastenwagen, dem vier große, freundliche Hunde folgen. Wenn dann noch ein älterer Herr mit einer Haut, die auf viele Jahrzehnte direkter Sonneneinstrahlung hinweist aussteigt, gibt es keine Zweifel mehr. Der Schäfer war redlich bemüht und fühlte sich auch ziemlich schnell für uns verantwortlich, waren wir doch offensichtlich ziemlich naive Deppen. Mit großen Fragezeichen über unseren Köpfen sahen wir ihm beim lauten Denken zu. Er redete und redete, wog dies ab und jenes; da gäbe es diesen Freund, aber der … war nicht da oder war ein Arschloch – es wurde uns nicht so klar. Jedenfalls musste er jetzt heim zum Essen, es täte ihm sehr leid. Na Klar, das verstanden wir.

Wir richteten uns gerade darauf ein, die Nacht hier zu verbringen und wollten erstmal etwas kochen, denn gegessen hatten wir den ganzen Tag noch nichts. Am nächsten Morgen wollten wir dann hoch zur Straße laufen und da jemand anhalten, der uns helfen könnte.
Doch plötzlich sahen wir ein uns bekanntes Auto wieder über die Kuppe kommen – der nette Schäfer war zurückgekehrt. Mit einem Plan, den er uns gleich aufgeregt erzählte, den wir aber natürlich nicht verstanden. Er fuhr nochmal weg, kam ein paar Minuten später wieder und was immer er vorgehabt hatte, hatte nicht geklappt. Es war schon zu spät am Abend, der Arschloch-Freund wollte nicht mehr ausrücken. Morgen würden wir bestimmt Hilfe bekommen. Alles klar, kein Problem, wir hatten ja alles was wir brauchten; inklusive einem wundervollen Ausblick über das malerische Tal.

Der Schäfer hat uns nicht im Stich gelassen

Kette dran und ab gings. So routiniert, als würde er jeden Tag dumme Camper hier rausziehen.

Aber kaum war der Schäfer verschwunden, tauchte ein weiterer Fiat Panda mit einer Familie drin auf. Die wussten schon Bescheid, der Schäfer musste sie geschickt haben. Via Handy-Übersetzer machten sie uns klar, dass sie in einer Stunde zurückkommen und uns helfen würden. Wir sollten da stehen bleiben! Sehr witzig …
Eine knappe Stunde später hörten wir in unserer Landidylle plötzlich ein lautes Knattern und von den letzten Sonnenstrahlen des Tages angeleuchtet, kam unsere glorreiche Rettung über die Anhöhe geschossen: ein blauer Traktor. Tadaaa!! Routiniert, als würde er täglich dumme Touristen mit ihren Wohnmobilen hier unten rausholen, befestige der Familienpapa von vorhin eine Kette an unserem Bus und zog uns, natürlich gleichzeitig noch telefonierend, mal eben einhändig da raus. Sechs Stunden hatten wir in der Falle gesessen (waren zwischendurch nochmal zur kaputten Straße zurückgefahren, um auszumessen, ob wir da nicht doch vielleicht irgendwie durchkämen), wir waren wirklich sehr dankbar. Aber pleite. Unser letztes Bargeld hatten wir für den Eintritt zum Steinvolk ausgegeben und noch keinen Bankautomaten gefunden.
Den angebotenen Wein lehnte unser Erretter ab, er trinke nicht. Er zeigte auf den Traktor, Geld für Benzin wollte er haben. Ja klar, bloß wir hatten halt keins. Wieviel er denn wolle. Fünf, zeigte er. Ach, na fünf Euro für Benzin würden sich doch noch auftreiben lassen. Wieder hüpften Uli und ich ins Wohnmobil und suchten in jeder Ritze nach Kleingeld. Unseren gesamten Schatz brachten wir vor ihn hin, doch er winkte nur ab. Wir sollten ihm folgen, er würde uns zum Bankautomaten bringen.

Wieder fuhr er telefonierend vor uns her und an seinem Haus angekommen, wartete schon seine Frau auf uns, die im Kleinwagen das letzte Stück vor uns ins Dorf fuhr. Langsam dämmerte uns, dass soviel Aufwand wohl kaum wegen fünf Euro betrieben wurde. Am Automaten angekommen, wollte die noch geschäftstüchtigere Ehefrau 100 Euro von uns. Sie sah aber auch gleich ein, dass das jetzt mal echt übertrieben war und wir zahlten 50. Jetzt machten auch die ganzen Gesten des Schäfers für uns Sinn: er hatte nach anderen Lösungen gesucht, weil er wusste, dass der Kerl uns abzocken würde.

Wie auch immer, wir waren wieder frei und mit lautem Quietschen und Scheppern – nach der Aktion sind unsere Stoßdämpfer endgültig im Eimer – haben wir uns auf irgendeinen Parkplatz verkrochen und sind ziemlich früh eingeschlafen …

Wir ruhen uns von unserer aufregenden Zeit erstmal ein paar Tage am Strand aus!

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.


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Gibellina

Die Salinen von Nubia und eine Stadt unter weißem Beton

Wir sitzen wieder im Sattel und freuen uns, nach der längeren Auszeit am Strand vor dem Monte Cofano, in der wir sehr das Beachlife genossen und viel gearbeitet haben, wieder unterwegs zu sein, was zu erleben und faszinierende Orte zu sehen. Besonders nach den letzten Tagen, in denen es immerzu geregnet hat, tut es unwahrscheinlich gut, wieder aus dem kleinen Schuhkarton, der unser Zuhause ist, rauszukommen und die Nase in Wind und Sonne halten zu können.

Wir haben uns mal wieder selbst in die Bredouille gebracht

Unser Loskommen gestern war allerdings ziemlich abenteuerlich …
Vor einigen Tagen ging ein heftiges Unwetter über uns runter. Es hat geschüttet, gehagelt, gestürmt und so krass geblitzt und gedonnert, wie wir es im Wohnmobil noch nie erlebt hatten. Da fühlt man sich den Naturgewalten in der kleinen Blechdose und auf weitem Feld doch ganz schön ausgeliefert. Mit immer mulmiger werdendem Gefühl haben wir mal gegoogelt, wie das eigentlich mit dem Faradayschen Käfig bei einem Wohnmobil aussieht. Unklare Informationslage. Vorsichtshalber haben wir uns, mit dem zitternden Pepito auf dem Arm, in die Fahrerkabine verkrochen, die wohl am sichersten gegen Blitzeinschlag sein soll.
Literweise Wasser kamen so schnell auf uns runter, dass wir kaum eine Chance hatten, uns auf festen Betongrund zu flüchten. Da wir aber aus Erfahrung schon wussten, dass das immer heftig aussieht und am nächsten Tag im Sonnenschein aber gleich wieder alles trocken ist, blieben wir erstmal (relativ) cool, denn wir wollten ja auch nicht am nächsten Morgen weiterfahren. Allerdings hatten wir die ganze Sache unterschätzt. Der Regen war so heftig, dass er das ganze Gebiet um uns rum in eine Flusslandschaft verwandelte – und er hörte einfach nicht wieder auf. Tagelang regnete sich das Tief, das sich hartnäckig über uns eingenistet hatte, weiter aus. An Weiterfahren war nicht zu denken.

Im Wasser versunken
Im Wasser versunken.

So wundert es auch nicht, dass wir gestern nicht vom Fleck kamen. Alles war eingepackt, verstaut, alle Luken dicht, wir hatten uns von unserem Lieblingsplatz mit Wehmut verabschiedet und – nichts ging. Die Reifen drehten durch, eine einzige Schlammschlacht. Keine Chance. Also erstmal ein paar Stunden abwarten, das Wind und Sonne ihren Job tun würden und dann nochmal versuchen. Wieder sind wir nicht weit gekommen, bis wir einen Reifen zwischen Steinen eingekeilt und die anderen tief im Schlamm vergraben hatten. Wie kopflose Hühner sind wir immer wieder im Kreis um das Wohnmobil gelaufen, um uns ein Bild von der Lage zu machen und auf eine Eingebung hoffend, wie wir aus dieser wieder rauskämen.
Irgendwann sind wir endlich auf die Idee gekommen, dass ich am Steuer sitzen sollte und Uli anschiebt und mich durch die tückischen Stein- und Matschfelder lenkt. Ich bin also den Wagen gefahren, während Uli weiter drumherum gehopst ist und zusammen haben wir es Stück für Stück geschafft, uns freizukämpfen. Teamwork ist eben alles. 🙂

Trotzdem kamen wir uns vor wie blutige Anfänger. Immer noch bringen wir uns in solch brenzlige Situationen, weil wir einfach nicht einsehen wollen, dass wir kein Offroad-Gefährt fahren, sondern eben doch ein spießiges, weißes Wohnmobil, mit viel zu wenig PS unter der Haube und lächerlich kleinen Reifen. Bisher hat der gute Knausi unsere Eskapaden tapfer mitgemacht und wir haben es ja auch immer geschafft, uns aus dem Schlamassel, in den wir uns selbst reinmanövriert haben, auch wieder zu befreien. Trotzdem hat das nächste Gefährt Allradantrieb …!

So kommt das Salz aus dem Meer

Die Salinen von Nubia.
Die Salinen von Nubia.

Als die wilde Fahrt dann also endlich weitergehen konnte, sind wir erstmal zu den Salinen von Trapani/Nubia gefahren und haben dort etwas über die Gewinnung von Meersalz gelernt: Dabei wird Meerwasser in ein Becken gespült und von diesem in mehrere angrenzende, die alle jeweils ein kleines bisschen niedriger liegen. Von Becken zu Becken verdunstet immer mehr Wasser und die Salzlauge wird konzentrierter, bis am Ende immer größer werdende Salzhügel übrigbleiben.

Übernachtet haben wir auf einem kleinen Parkplatz am Meer, kurz vor Marsala. Kaum hatten wir dort Quartier bezogen, als eine farbenfrohe Hochzeitsgesellschaft auf dem kleinen Platz mit Anlegesteg einfiel, um Fotos zu machen. Ein ziemliches Spektakel wurde uns geboten, denn die Kleider der Damen waren sehr elegant und bunt, aber so gar nicht geeignet, um damit – und vor allem mit den dazugehörenden hochhackigen Schuhen – an einem steinigen Strand Fotos zu machen. Aber sie waren einfallsreich und es wurde fleißig posiert und Selfies gemacht, während ein Fotograf mit dem Brautpaar auf dem Steg zugange war. Vorsichthalber wurde alles auch nochmal mit einer Drohne festgehalten, die über uns kreiste. Schließlich verschwanden alle in den Autos und luden ihre Bilder bei Instagram hoch …

Neue Bekanntschaft und witzige Hochzeitsgesellschaft.

Kaum war die Festgesellschaft verschwunden, kamen schon die nächsten zum Fotos machen. Ein Junge in einem weißen Gewand wurde mal hierhin und mal dorthin gestellt. Vielleicht war das eine Kommunionsfeier?

Während dessen sprach uns ein deutscher Mitcamper aus Leipzig an und wir haben eine ganze Weile nett gequatscht und Reisegeschichten ausgetauscht, während wir die Show vor uns genossen. Plötzlich ertönte ein lautes Getöse und eine Parade Rollerfahrer zog laut hupend und winkend, mit Röhren und Knattern an uns vorbei. Bestimmt 100, zum Teil sehr originelle Vespa-Modelle schepperten fröhlich das Küstensträßchen entlang.

Dann war auch schon Sonnenuntergangsprogramm angesagt und im Stop-and-Go-Verfahren hielten im zwei Minuten-Takt die üblichen Selfiemacher mit ihren Autos vor uns: Anhalten, rausspringen, professionelles Posing und ein routiniertes Fotolächeln, Klick und weg. Nächster bitte.
Wir hatten uns inzwischen auf den Anlegesteg zurückgezogen und genossen weiterhin das wilde Treiben. – So viel Action und menschlichen Kontakt hatten wir ja die ganzen letzten Wochen nicht!

Abends gehörte der hübsche Uferplatz wieder uns allein.
Abends gehörte der hübsche Uferplatz wieder uns allein.

Kaum war aber die Sonne untergegangen, hörte der Trubel plötzlich auf und es war vollkommen still. Das Meer lag ganz ruhig, auf der Straße fuhr niemand mehr und bis auf einen neugierigen Streuner waren wir vollkommen allein. Verrückt. Wir lieben inzwischen sehr die Zeit zwischen halb acht und neun, wo offenbar Mama das Essen fertig hat und alle Italiener schlagartig von den Straßen verschwunden sind. Gerade war noch lautes Gehupe, freudiges Geschrei, schallendes Lachen, hitzige Diskussionen, eingebettet in Autolärm und Rollergeknatter und plötzlich herrscht von jetzt auf gleich absolute Stille.

Surreale Welt in Beton

Gibellina
Die Ruinen der zerstörten Stadt Gibellina wurden von Alberto Burri in weißen Beton gegossen. Man läuft durch die Gassen, die tatsächlich an diesen Stellen verliefen.

Heute haben wir uns einen sehr besonderen Ort angesehen. Wir waren in Gibellina Vecchia, beziehungsweise liefen durch die Überreste der Stadt. Nein, das stimmt auch nicht so ganz, denn die Ruinen sind zu einem Kunstwerk umgestaltet worden. Aber von vorne … Die Stadt wurde bereits im 14. Jhd. gegründet, bei einem sehr schweren Erdbeben 1968 jedoch vollständig zerstört. Sie wurde auch nie wieder aufgebaut. Ein großer Teil der zerstörten Stadt hat der Künstler Alberto Burri in weißen Beton gegossen. Dabei blieben die Gassen des Orts an ihrem Platz, so dass man durch die Betonberge laufen und sich dabei ein Bild von der Enge der ehemaligen Stadt machen kann. Ein faszinierender Ort und auch mal was ganz anderes als die üblichen Touri-Attraktionen. Das finden wir ja super!

Gibellina Nuova
Der irgendwie sehr traurige Ort Gibellina Nuova.

Wie gesagt, hat man den zerstörten Ort nicht wieder aufbauen wollen und stattdessen neun Kilometer weiter eine neue Stadt gegründet – Gibellina Nuova. Für die Plätze der neuen Stadt stifteten zahlreiche Künstler, Bildhauer und Architekten Kunstwerke. Beispielsweise war auch Joseph Beuys darunter. Dadurch ist das neue Gibellina heute eine von der Struktur her für Sizilien sehr untypische Stadt, weil sie nicht gewachsen, sondern am Reißbrett entworfen wurde und gleichzeitig die Stadt mit der höchsten Dichte an moderner Kunst in ganz Italien. Eine Stadt voller Kunst – das klang doch toll, da mussten wir hin!!


Und ja, stimmt, da trifft man alle Nase lang auf eine Skulptur oder andere Kunstwerke. – Bemooste, dreckige, vergammelte Kunstwerke …  Man kann sich, mit etwas Fantasie noch vorstellen, wie die Stadt wohl bei ihrer Gründung ausgesehen haben mag: Hell, bunt, weite Straßen, Parkanlagen, ein Fluss, Kinderspielplatz und ein schnuckeliger eigener Bahnhof. Doch trotz all der hübschen Kunstwerke überall, haben die Einwohner das Konzept nicht recht angenommen. Heute ist Gibellina eine halbe Geisterstadt. Nur noch etwa jedes dritte Haus ist bewohnt; die Stadt ist leer, wirkt verlassen und verwahrlost. Ein wirklich deprimierender Anblick. Passenderweise fing es dann auch noch an zu regnen, was die Stadt endgültig in grauer Tristesse versinken ließ. Nichts wie weg!

Eine halbe Stunde später stehen wir jetzt wieder bei strahlendem Sonnenschein am Meer, an einem ruhigen und beschaulichen Plätzchen nahe Selinunte. Hier gibt’s griechische Tempel und Pipapo. Ein riesiger Rummel ist drumherum aufgezogen und in den werden wir uns wohl oder übel morgen stürzen. Hoffentlich lohnt es sich. Wir sind gespannt!


Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Zingaro, Palermo, Monreale, Erice – Eine Tour durch den Nordwesten Siziliens

15.-22.04.2018 – Wahnsinn, heute vor genau 300 Tagen sind wir zu diesem Abenteuer aufgebrochen! Verrückt, wie die Zeit vergeht, so lang kommt uns das noch gar nicht vor. Andererseits haben wir aber schon so viel gesehen und erlebt und verdammt viele Kilometer hinter uns gelassen. Allmählich sind wir jedenfalls angekommen in diesem Vanlife. ?

Unglaublich, aber wir stehen schon wieder an unserem Lieblingsplatz, am Strand von Castelluzzo. Zwischendurch waren wir aber doch mal unterwegs und haben uns jede Menge spannender und schöner Sachen angeguckt.
Am Sonntagabend hat uns auf unserem Strandplatz ein heftiges Unwetter überrascht. Innerhalb von wenigen Minuten verwandelte sich die Umgebung in eine Sumpflandschaft und die Straße stand zentimeterhoch unter Wasser. Wir waren gezwungen in Windeseile unser Wohnmobil auf festen Betongrund zu bringen, weil wir befürchteten, im Matsch zu versinken. Hagel, Gewitter und literweise Wasser ergossen sich über uns und dann war – genauso schnell, wie es angefangen hat – auch schon wieder alles vorbei und man hörte wieder Vögelchen piepsen. Unser Nachbar auf dem Parkplatz, auf dem wir Halt gefunden hatten, hat gleich die Gelegenheit genutzt, seine Badehose angezogen und im Regen das Wohnmobil geputzt. Clever.

Der erste Nationalpark Siziliens

Der Zingaro Nationalpark war der erste auf Sizilien.

Am nächsten Morgen sind wir aufgebrochen und haben uns erstmal San Vito Lo Capo, beziehungsweise dessen großen, breiten Sandstrand angeschaut, der dem Ort seine Existenzberechtigung zu geben scheint. Von hier ging es weiter zum Nationalpark Zingaro. Zingaro ist das allererste Naturschutzgebiet auf Sizilien und in den 80er Jahren durch eine Bürgerbewegung entstanden. Er gilt als der schönste Park der Insel und hat uns auch wirklich sehr gut gefallen. Einziger Wermutstropfen war, dass keine Hunde mit reindürfen und der Park 5€ Eintritt kostet.
Im Nachhinein wäre unsere fünfstündige Bergwanderung in der Mittags- und Nachmittagssonne aber auch zu anstrengend für unseren Senior gewesen, der währenddessen im kühlen Wohnmobil im Schatten geschlafen hat. In der Nähe von Zingaro haben wir einen Parkplatz an einem kleinen Kiesstrand mit Bar gefunden und hier die Nacht verbracht.

Die lauteste Stadt der Welt

Fontana Pretoria
Der Brunnen Fontana Pretoria war in seiner Entstehungszeit als Sündenpfuhl heiß umstritten, da die Statuen dem Müßiggang fröhnen und teils nur spärlich bekleidet sind.

 

Gut erholt von unserem Gewaltmarsch sind wir am nächsten Morgen dann nach Palermo reingefahren. Auf einem bewachten Parkplatz mit Wasserver- und entsorgung (20€ für 24h) innerhalb der Stadt konnten wir uns zwischen weiteren Wohnmobilen einreihen und wussten unser fahrendes Zuhause gut aufgehoben, während wir die Stadt unsicher machten. Von hier konnten wir zu Fuß in die Innenstadt laufen und haben erstmal das klassische Touri-Programm durchgezogen: Porta Nuova, Normannenpalast, Kathedrale, Quattro Canti, Fontana Pretoria, Teatro Massimo, usw. Elf Kilometer sind wir an diesem Tag gelaufen. Zwischendurch haben wir uns auf dem Platz vor der Kirche San Domenico ausgeruht und eine sehr leckere Pizza gegessen. Die Stadt ist spannend, aber vor allem ist sie auch verdammt laut, mit ihren knatternden Rollern und hupenden Autos und uns schepperte ganz gut die Rübe, als wir abends wieder in unserem Bus ankamen.
Kurz haben wir überlegt, es bei diesem einen Tag bewenden zu lassen und am nächsten Morgen wieder aus der Stadt abzuhauen. Dann haben wir uns aber doch entschieden, noch zu bleiben und das war im Nachhinein eine sehr gute Idee. Denn am nächsten Tag konnten wir, da wir die Pflicht ja bereits erfüllt hatten, gleich zur Kür übergehen und uns nur noch Sachen angucken, auf die wir wirklich Lust hatten.

Die schönste Leiche der Welt

Katakomben Palermo
Über 2000 mumifizierte Leichen befindensich in den Katakomben des Kapuzinerklosters.

Den Start machte eine Exkursion der etwas makabren Art. Wir haben uns unter die Erde begeben, in die Katakomben der Kapuzinergruft. Hier unten befinden sich mehr als 2000 mumifizierte Leichen, aufgebahrt in Nischen und offenen Särgen, aber hauptsächlich einfach aufgehängt entlang der Wände. Ein schauriges Gruselkabinett schreitet man hier unten im dämmrigen Licht ab. Die berühmteste Gruftbewohnerin ist die zweijährige Rosalia Lombardo, die 1920 an der Spanischen Grippe starb. Ihr Vater konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sein Kind nie mehr sehen sollte und bat einen befreundeten Einbalsamierer, den Körper zu konservieren. Erst 2009 konnten Wissenschaftler das Geheimnis der Einbalsamierung enträtseln. Tatsächlich sieht das kleine Mädchen noch immer so aus, als würde es nur schlafen.

Tausend nackte Menschen

Kunstausstellung
Unser kunstinteressierter Pepito durfte sogar mit in die beeindruckende Ausstellung.

Nach dieser schaurigen Geisterbahn brauchten wir erstmal noch einen Kaffee und was Süßes fürs Gemüt. Frisch gestärkt sind wir dann durch die schöne, mit Wasserläufen durchzogene Parkanlage des Castello della Zisa spaziert und haben es genossen, wieder im hellen, wärmenden Sonnenlicht rumzulaufen. Nicht weit von Zisa entfernt ist das Kulturzentrum der Stadt, mit Filmhochschule, Goethe-Institut und weiteren Kunsteinrichtungen. Nach den lärmenden, engen und trubeligen Gassen der Stadt war der Bezirk eine reine Wohltat und wir sind eine Weile in dieser eigenen kleinen Kunstwelt geblieben. Hier haben wir dann zufällig eine Ausstellung von Spencer Tunick entdeckt, die gerade gezeigt wurde. Nicht nur, dass man die Ausstellungshalle kostenlos besuchen konnte, der Hund durfte auch einfach mit rein und die Ausstellung fanden wir ganz großartig. Tunick ist bekannt für seine temporären Installationen aus nackten Menschen, die er in urbanen Zusammenhängen positioniert und fotografiert. Diese ikonografischen Symbole – oft mit tausenden von Freiwilligen – inszeniert er in der ganzen Welt, auch an sehr prominenten Plätzen und seine Bilder haben meist einen sozialkritischen Hintergrund. Der Hund fands auch gut.

Kulinarische Highlights

Eis im Brioche
Eis in Brioche: Endlich mal eine sinnvolle Erfindung!

Auf unserem Wunschplan stand jetzt eigentlich der Botanische Garten von Palermo, der beeindruckend schön sein soll und den schon Goethe als „wunderbarsten Ort von der Welt“ beschrieben hat. Doch leider kippte zum Nachmittag das Wetter und der einsetzende Dauerregen mit Gewitter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen sind wir erstmal in eine Buchhandlung geflüchtet und haben eine Weile geschmökert, bevor wir uns einfach durch die Innenstadt haben treiben lassen, was jetzt sehr angenehm war, da wir die Straßen fast für uns hatten.
In der berühmtesten Eisdiele der Stadt, ‘Brioscia‘, haben wir uns dann das hier typische Eis im Brioche gegönnt. Das ist mal eine Erfindung die wirklich Sin macht! Danach braucht man eigentlich zwei Tage nichts mehr essen, aber Uli wollte unbedingt auch noch ein weiteres Streetfood-Gericht probieren, das hier der absolute Renner ist: frittierte Milz im Brötchen. Dazu etwas Krokettenähnliches und eigentlich gibt es auch noch einen Teller mit gekochten Innereien, aber da war selbst Uli raus.

Zusammenfassend würden wir Palermo als sehr laute Stadt beschreiben, mit spannenden Ecken und Geschichten, wuselig, eng und chaotisch, unheimlich laut, mit freundlichen Menschen und wenigen Plätzen, die ruhig und schattig sind und wo man mal durchatmen kann, sehr laut, viele arme Bezirke, dreckig und …. sagte ich schon, dass die Stadt EXTREM LAUT ist? Wir sind froh, zwei Tage geblieben und über zwanzig Kilometer durch die Stadt gestreunt zu sein, so haben wir das Gefühl, einen ganz guten Eindruck von der Atmosphäre dieser – doch relativ lauten – Metropole gewonnen zu haben. Unsicher haben wir uns übrigens nie gefühlt; auch nicht wenn wir mal verschütt gegangen sind und uns in Gegenden verirrt haben, in die gewöhnlich nicht viele Touristen kommen.

Clash der Kulturen: Die Kathedrale von Monreale

Monreale
Sehr prunkvolle Innendekoration: alles leuchtet golden in der Kathedrale von Monreale.

Am nächsten Morgen waren wir aber doch froh, als wir die vollen, chaotischen Straßen Palermos hinter uns gelassen hatten und in Richtung des nur wenige Kilometer entfernten Monreale aufgebrochen sind. Die Kathedrale dieser Stadt ist eins der Highlights auf einer Sizilienrundreise – entsprechend groß ist auch der Touristenzirkus drumherum. Nichts desto trotz ist diese Kirche etwas wirklich sehr Besonderes, denn in dem normannischen Bau fließen unterschiedliche Kulturstile symbiotisch ineinander. Arabische Intarsien und byzantinische Mosaike auf goldenem Grund verzieren einheitlich und äußerst prachtvoll diesen romanischen Baukörper. Es lohnt sich, hier einige Zeit zu verbringen, den Audioguide anzuhören und hoch auf die Dachterrasse zu steigen.

Monreale
Ein Spaziergang auf dem Dach der Kathedrale lohnt sich sehr.

Monte Erice: Uriges Dörfchen, nur zu viele Touris

Erice
Das Dörfchen Erice existiert bereits seit vorgeschichtlicher Zeit und wird sogar in griechischen Sagen erwähnt.

Nach Monreale hatten wir dann endgültig fürs Erste die Schnauze voll von vielen Menschen und sind zurück an die Westküste gefahren und hier rauf auf den Monte Erice. Oben, auf dem 750 Meter hohen Berg, befindet sich ein kleines Dorf, das schon in vorgeschichtlicher Zeit existiert hat und sogar in griechischen Sagen Erwähnung findet. In der Antike hieß die Stadt Eryx, nach einer Gestalt der griechischen Mythologie: Eryx war der Sohn der Liebesgöttin Aphrodite und des Argonauten Butes.

Erice
Am Rande des Orts hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Täler und sogar auf unseren Monte Cofano.

Hier oben haben wir ein ruhiges Plätzchen für unser Wohnmobil gefunden, mit einer wunderbaren Aussicht auf das Meer und unseren Haus- und Hofberg, den Monte Cofano. Nichts war zu hören, außer ein paar Vögelchen. Herrlich.
Das änderte sich am nächsten Morgen, als wir früh in das Dörfchen reinflanierten, das für seine winzige Größe eine erstaunliche Anzahl an Kirchen und Burgen aufzuweisen hat. Erst war es noch ganz romantisch, durch diese uralten Gässchen zu schlendern, doch schon bald kamen hier die Reisebusse an und spuckten hunderte von Touristen in den kleinen Ort aus.

Um uns von dieser ereignisreichen Woche zu erholen, sind wir kurzentschlossen wieder zurück an unseren Lieblingsplatz am Monte Cofano gefahren und genießen jetzt das herrliche Sommerwetter. Abends sitzen wir am Lagerfeuer, grillen und quatschen bis in die Nacht und schmieden Pläne für neue Abenteuer. Uns geht’s sehr gut. Wir hoffen, Dir auch.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Ostern auf Sizilien – Die Mysterien von Trapani

Die Stadt Trapani ist berühmt für ihre Osterfeierlichkeiten. Ostern wir überall auf Sizilien als wichtigstes Fest des Jahres begangen und mit Prozessionen und vielen Traditionen gefeiert. Die Prozession an Karfreitag in Trapani ist aber eins der größten Highlights auf Sizilien und das wollten wir unbedingt einmal miterleben. Dafür sind wir vorerst an Palermo vorbeigerauscht, was wir später noch nachholen werden.

Die gesamte Osterwoche, die „Settimana Santa“, hindurch finden bereits kleinere Prozessionen in Trapani statt. So auch als wir am Mittwoch vor Ostern in der Stadt ankamen und durch den Ort gebummelt sind. Wir haben es sehr genossen, dass das Wetter wieder schöner wurde und wir einfach Zeit draußen verbringen konnten. Also sind wir ausgiebig flaniert, haben ein Pane Cunzato auf die Hand mitgenommen und an der Promenade in der Sonne gegessen, im süßen Stadtpark unter alten Bäumen im Schatten gesessen und einfach die Stadt in uns aufgesogen.

Die Misteri di Trapani werden von mindestens zehn Männern getragen.

Am Freitag um 14 Uhr ging dann das große Ereignis los. Bei der Karfreitagsprozession werden 20 riesige Statuengruppen, die das Leiden Christi darstellen, von der Kirche Delle Anime Sante del Pulgatorio aus durch die Stadt getragen. Die sogenannten „Misteri di Trapani“ sind Holzstatuen, die auf einer Art Sänfte festgemacht und mit Blumen und Kerzen reich geschmückt sind. Jede dieser Figuren aus dem 17. und 18. Jhd. wiegt über 100 Kilo und so werden sie von jeweils mindestens zehn Männern, den Massari, getragen.

Begleitet wir die Prozession von Blaskapellen, die ganz wunderbare Trauermärsche spielen, und Trommlergruppen, die den Takt zu einem Wiegeschritt vorgeben, in dem sich der gesamte Zug – extrem langsam – fortbewegt. Das Spektakel dauert 24 Stunden und endet schließlich wieder vor der Kirche, in der die Misteri das Jahr über aufbewahrt werden. Die restliche Stadt wirkt in dieser Zeit wie ausgestorben, denn alle Einwohner scheinen bei diesem Großereignis mitzuwirken. Die ganze Nacht hindurch konnten wir von unserem Schlafplatz im Hafen die Musik und die Trommeln hören und haben am nächsten Morgen nochmal einen Blick auf die Prozession geworfen.

Wenn Du mal zur Osterzeit auf Sizilien sein solltest, können wir Dir dieses Spektakel sehr empfehlen. Durch die dramatische Musik, die archaischen Trommeln, die festlichen, traditionellen Gewänder und Uniformen entsteht in den schmalen Gassen eine ganz eigene, sehr eindringliche und festliche Stimmung, der man sich kaum entziehen kann.

Anschrift: Via Catula Lutazio, 91100 Trapani

GPS-Koordinaten: 38.014467, 12.495905

Google Maps: https://goo.gl/maps/UUMrh9DL62K2

Anfahrt und Parken: Wir haben drei Nächte im Hafen, auf einem großen, runden Parkplatz vor der Segelschule gestanden. Schöner Ausblick auf das Kastell und den Leuchtturm. Obwohl das eine Sackgasse ist, herrscht hier viel Verkehr. Besonders abends kommen viele Leute mit ihren Autos hierher und feiern bei lauter Musik. Aber der Parkplatz ist kostenlos, es standen noch ein paar weitere Wohnmobile bei uns und es sind von hier aus nur ein paar Minuten zu Fuß in die Innenstadt. Beim Rausfahren aus Trapani haben wir vor der Stadt im Industriegebiet einen riesigen Parkplatz gesehen, auf dem bestimmt 50 Wohnmobile standen. Hier steckten die also alle.

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Cefalù – Mehr Sizilien geht nicht

Das Städtchen Cefalù liegt zwischen Capo d’Orlando und Palermo und wird, nach Taormina, als schönster Ort Siziliens gehandelt, da es so authentisch und typisch sizilianisch sein soll. Stimmt, Cefalù ist ein wirklich hübsches Städtchen, mit den klassischen schmalen Gassen, durch die man am Ende das Meer sehen kann, urige Restaurants, einer beeindruckenden Kathedrale mit Kloster und allem was zu einer sizilianischen Stadt eben so dazu gehört. Die Stadt liegt am Fuße des Rocca di Cefalù, einem etwa 270 Meter hohen, markantem Kalksteinfelsen.

Gerne hätten wir uns das an die Kathedrale angegliederte Kloster angesehen, doch leider war es geschlossen, als wir da waren. Auch sind wir, als es endlich aufhörte zu regnen und wir mal aus unserem Wohnmobil rauskonnten, voller Tatendrang zum Rocca die Cefalù gestiefelt, wo wir ebenfalls nicht hochgelassen wurden: „Bei Regen und Sturm kein Zutritt“. So entging uns leider dieser Burgberg, auf dem man (für vier Euro Eintritt) die Reste eines Dianatempels aus dem 9. Jhd. v. Chr, eine byzantinische Kapelle aus dem 7. Jhd, eine arabische Zisterne und eine Kastellruine aus normannischer und staufischer Zeit bestaunen kann.

Der mittelalterliche Waschplatz wurde noch bis ins 20. Jhd. benutzt.

Entdeckt haben wir aber in einem Hinterhof einen öffentlicher Waschplatz aus dem Mittelalter (Lavatoio medievale), der wahrscheinlich aus arabischer Zeit stammt. Unter den Häusern fließt hier ein Wasserlauf durch und füllt die in den Fels gehauenen Waschbecken.

Wegen seiner authentischen Art und der romantischen Gassen ist Cefalù aber eben auch sehr von Touristen überlaufen. Schon jetzt, Ende März, kam hier ein Reisebus nach dem nächsten an und spuckte einen Schwall Touristen (meist übrigens Deutsche) in die Innenstadt aus. Wie das wohl erst in den Sommermonaten sein muss? Nichts desto trotz ist Cefalù ein wirklich sehenswerter Ort und wir sind gerne durch die Gassen gebummelt und waren am Samstagabend sehr lecker Essen.
Von Cefalù aus lohnt sich ein Ausflug nach Gibilmanna, im Madonie-Gebirge.

GPS-Koordinaten: 38.039869, 14.031477

Anfahrt und Parken: Wir haben vor der Stadt unten im Hafen übernachtet. Nicht der allergemütlichste Platz, aber überraschend ruhig. Außer uns standen auch noch ein paar andere Wohnmobile hier. Wasser zum Auftanken gab es hier leider keins. Vom Hafen aus ist man in wenigen Minuten zu Fuß in der Innenstadt.

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Gibilmanna und Pizzo San Angelo – Unsere Wanderroute durchs Madonie-Gebirge

Von Cefalù aus sind wir etwa 15 Kilometer hoch ins Madonie-Gebirge gefahren. Ganz am Ende der sehr guten und breiten Straße (SP54bis) liegt die Wallfahrtskirche Santuario Mario SS di Gibilmanna. Vor dem angeschlossenen Kapuzinerkloster haben wir einen ruhigen Platz für die Nacht gefunden und sind am nächsten Morgen hoch zum Pizzo San Angelo, dem Gipfel des Berges, auf 800 Metern Höhe gewandert. Mit Hund und  Höhenangst haben wir es trotzdem bis ganz zum Gipfelkreuz geschafft und wurden mit einem atemberaubenden Ausblick mehr als entschädigt. Oben auf der Spitze des Berges hatten wir einen dieser denkwürdigen Momente, in denen uns nochmal klar wurde, dass es Augenblicke wie dieser sind, die uns zu dieser Reise anspornen.

Der fantastische Ausblick entschädigt einen für den Aufstieg.

Unsere Route zum Nachwandern:

Insgesamt waren wir 4,5 Stunden unterwegs (mit Rast und ausgiebig den Ausblick vom Gipfel genießen). Links der Kirche beginnt ein Pfad und führt am Berg entlang. Bald schon wird der Trampelpfad steinig und schmal und führt steil bergauf. Nach etwa einer Stunde trifft er hier auf einem Plateau auf einen anderen Weg, der nach rechts weiter führt. Nach links gelangt man zu einem Kapp, mit einem Ausguck, von wo aus man einen sehr schönen Blick nach links runter auf Cefalù und rechts auf die (teils noch schneebedeckten) Berge hat.

Weiter geht es nach rechts bergauf, stellenweise wird der Weg hier sehr schmal und führt durch dichtes Gebüsch. Oben kommt man auf dem Gelände eines alten geologischen Instituts raus. Wir fühlten uns sehr an Endzeitfilme erinnert, als wir an den verlassenen Gebäuden vorbeigingen, in deren Fenstern noch schief die Rollos hängen oder ein Stück Styropor mit einer handgeschriebenen Warnung (vor was auch immer) ins Fenster geklebt wurde und aus denen es hier und da noch piept oder elektrisch summt.

Von hier aus geht man ein Stück die Straße nach unten, vorbei an einem kleineren Gebäude, das im ersten Moment wie eine Kapelle aussieht, aber keine ist. Ein Stück weiter kommt man zu einer weiteren verlassenen Anlage. Diese ist zwar eingezäunt, aber man kann sowohl links um das Gebäude rumgehen und dort durch den Zaun schlüpfen oder auch rechts durch einen kaputten Stacheldrahtzaun klettern (haben wir gemacht, war der kürzeste Weg). Ab hier führt eine Straße runter, aber wir wollten ja zum Gipfelkreuz, also ging es links einen Trampelpfad hoch in den Wald. Nach ein paar Minuten erreichten wir eine Lichtung mit einem großen Kreuz (noch nicht der Gipfel). Angeblich werden hier Gottesdienste abgehalten, allerdings haben wir uns gefragt, wie die Leute alle da hochkommen. Von hier hat man bereits einen ziemlich tollen Ausblick ins Tal und auf die umstehenden Berge. Wenn man Höhenangst hat, ist dieser Platz super für eine gemütliche Brotzeit; ist man schwindelfrei hat man natürlich vom Gipfel einen noch schöneren Blick bei einer Rast.

Das letzte Stück führt nun wirklich die Felsen rauf und schließlich zu einem kleinen Gipfelkreuz. Man muss kein erfahrener Kletterer sein, um es bis dorthin zu schaffen, denn der Pfad ist relativ leicht begänglich. Bei Höhenangst einfach nicht nach rechts und links gucken.

Nach dem ausgiebigen Genuss dieses spektakulären Ausblicks geht es dann wieder runter bis zur Lichtung und von hier aus einen Pfad weiter links hinab, als der, den man gekommen ist. Dieser führt durch den Wald hinunter bis auf eine Straße, die – mehr oder weniger gut asphaltiert – ein paar Serpentinen hinabführt. In der zweiten Kurve kann man wieder auf einen schmalen Waldpfad abbiegen, um nicht die langweilige Straße weiter entlang laufen zu müssen. Dieser Trampelpfad kommt schließlich oberhalb des Klosters an und mündet in den Kreuzweg, der schließlich auf dem großen Parkplatz vor dem Kapuzinerkloster, unterhalb der Wallfahrtskirche endet.

Die gesamte Wanderung hat, wie gesagt, viereinhalb Stunden gedauert und ist nicht ganz anspruchslos. Wir empfehlen festes Schuhwerk, sowie Wasser und etwas zu essen für eine Rast auf dem Berg.

Natürlich gibt es im Parco delle Madonie noch zahlreiche weitere Wanderpfade zu entdecken. Mehr Infos findest Du zum Beispiel hier: www.parcodellemadonie.it

In der Haupteinkaufsstraße die einmal quer durch Cefalù führt gibt es übrigens auf der linken Seite eine Touristeninfo, die besonders über die Madonie Auskunft erteilt. Hier kann man eine Karte der Madonie für drei Euro erwerben, die uns aber leider so gar nichts gebracht hat. Unsere Route haben wir auf hikr.org gefunden.

Die Route in Bildern, damit Du Dich leichter orientieren kannst:

(zum Vergrößern draufklicken)

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Die Legende der schwarzen Madonna von Tindari

Tindari, an der Nordküste Silziliens, ist ein Ort, um den sich eine Menge Legenden ranken. Besonders bekannt ist das Städtchen wegen seiner Wallfahrtskirche, die die Statue der schwarzen Madonna beherbergt (Santuario Maria SS di Tindari).

Die hölzerne Statue der schwarzen Madonna.

Der Geschichte nach wurde die Madonna in einer Kiste angeschwemmt, nachdem sie bei einem Sturm über Bord eines Schiffes gegangen war. Das Schiff hatte die, definitiv byzantinische, Statue wohl aus Konstantinopel herausgeschmuggelt und so vor der Zerstörung durch den dort im 8. und 9. Jhd. herrschendem Ikonoklasmus bewahrt. Die Inschrift der hölzernen Statue lautet „NIGRO SUM SED FORMOSA“ (Ich bin schwarz, aber schön).

Die Legende der schwarzen Madonna

Eine Legende erzählt, dass ein Kind die Felsen zum Meer hinabgestürzt sei und die verzweifelte Mutter die schwarze Madonna um Hilfe anflehte. Daraufhin erhob sich aus dem Meer ein Arm und fieng das Kind sanft auf. Dieser Arm mit Hand zeigt sich heute als Naturschauspiel in Form einer Landzunge (Linguetta di Sabbia) vor der Küste Tindaris. Die Sandbank erstreckt sich etwa 1,5 Kilometer weit ins Meer und bildet auf ihrer Landseite eine Lagune. Da sie zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause gibt, steht sie heute unter Naturschutz. Im Sommer ist sie ein beliebter Badeort und lohnt auch für einen Spaziergang einen Besuch.

Das antike Tyndaris

Im griechischen Theater finden auch heute noch Aufführungen statt.

Die Wallfahrtskirche der schwarzen Madonna liegt auf einem Berg oberhalb der Stadt und ist um einen kleineren, älteren Bau herum entstanden. Die Kirche wurde in den 50er Jahren erbaut und ist im Inneren sehr farbenfroh und reich verziert ausgestaltet. Neben der Kirche befindet sich die Ausgrabungsstätte des antiken Tyndaris. Prunkstücke dieser Anlage, in der man römische Wohnhäuser und Böder mit gut erhaltenen Bodenmosaiken sehen kann, sind vor allem eine Basilika im griechisch-römischen Stil und ein griechisches Theater. Dieses wird wegen seiner beeindruckenden Akustik und der tollen Hanglage, mit Blick auf das Tyrrhennische Meer, auch heute noch in den Sommermonaten bespielt.

Hier ein paar Eindrücke von Tindari

Anschrift: 10, Piazza Salvatore Quasimodo, 98066 Tindari, Messina

GPS-Koordinaten: 38.141296, 15.046319

Anfahrt und Parken: Am Fuße des Berges, auf dem sich die Wallfahrtskirche befindet, liegt ein sehr großer Parkplatz, mit einer Bushaltestelle. Von hier führt die Straße weiter nach oben, wo es direkt unterhalb der Kirche einen weiteren, kleineren Parkplatz gibt. Diese Teilstück der Straße ist aber ab April für den Autoverkehr gesperrt, da hier auch der Kreuzweg entlanggeht und im Sommer zahlreiche Pilger zu Fuß hier hochgehen. Direkt vor der Kirche ist ein weiterer geräumiger Parkplatz. Hier oben befinden sich auch Restaurants, Souvenirläden und der Eingang zu den antiken Ausgrabungen. (Eintritt für das Antike Tyndaris beträgt 6,- Euro pro Person). Die Parkplätze sind kostenfrei.

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Milazzo – Darum wird es zu Unrecht nur als Fährhafen beachtet

Von Messina aus sind wir erstmal die Nordküste Siziliens entlanggefahren und haben einen netten Stellplatz im Hafenstädtchen Milazzo entdeckt. Der kleine Parkplatz liegt am Rande der Altstadt und es kommen vor allem Fischer hierher, die ihre Boote unterhalb am Strand liegen haben. Wir blieben ein paar Tage dort, in denen auch weitere Wohnmobile für jeweils ein paar Nächste unsere Nachbarn wurden.

Promenade von Milazzo.

Milazzo ist gewöhnlich für viele Reisende nur ein Durchgangsziel, da von hier aus die meisten Fährschiffe auf die Liparischen Inseln (Vulkaninseln, die von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurden) abfahren. Die Stadt hat eine große Industrieanlage, was jetzt erstmal nicht ganz so malerisch klingt. Das tut dem Charme der Stadt jedoch keinen Abbruch, denn der Kern des Örtchens ist wirklich sehr schön und hat einiges zu bieten.
Eine breite und lange Promenade lädt zum Flanieren entlang des Yachthafens ein und auf der anderen Straßenseite locken Cafés, Restaurants und Eisdielen. Ein Stück weiter stadtauswärts verkaufen Fischer an der Promenade ihren frischen Fang, sozusagen direkt vom Boot und bieten häufig auch noch verschiedenes Gemüse an.

Hier ein paar Eindrücke von Milazzo

Altes Kastell, Leuchtturm und der Pool der Venus sind sehenswert

Über dem Ort thont auf einem Felsen ein imposantes Kastell, das einen Besuch lohnt. Auf der weitläufigen Anlage befindet sich der alte Dom von Milazzo sowie Ausgrabungsstädten und die Burg (von Friedrich II. erbaut) weist eine spannende Geschichte auf. So wurde sie beispielsweise noch bis 1959 als Gefängnis genutzt.

Das Kastell wurde von Friedrich II. erbaut.

Von der Burganlage hat man einen fantastischen Ausblick zu allen Seiten. Von hier oben sieht man die roten Dächer der Altstadt, das Fußballstadion, dass direkt an die Küste gebaut ist und den Leuchtturm auf dem Capo Milazzo. Das Kapp liegt etwa fünf Kilometer außerhalb der Stadt und wir sind zu Fuß hingewandert. Der Weg führt entlang der Küstenstraße und das türkisblaue Meer hat man stets neben sich. Um das Kapp herum führt ein Wanderpfad einen am Leuchtturm entlang und nachdem man den Ausblick von hier oben über die Küste genossen hat, kommt man unten zum „Pool der Venus“ (Piscine di Venere). Diese kleine, runde Bucht zieht im Sommer viele Badegäste an. Jetzt beeindruckten uns vor allem die meterhohen Wellen, die hier mit großer Wucht auf die Felsen trafen.

Wir haben uns wohlgefühlt in diesem schönen, unaufgeregten Ort und waren unter anderem sehr überrascht, dass es hier zum Beispiel auch zwei Biosupermärkte (einen, der sich auf veganes und glutenfreie Lebensmittel spezialisert hat) und einen Medizinkräuterladen (mit wahnsinnig netter und fachkundiger Beratung) gibt. Unserer Meinung nach wird Milazzo zu unrecht nur auf seinen Fährhafen reduziert und lohnt durchaus einen Besuch.

GPS-Koordinaten: 38.231485, 15.248610

Anfahrt und Parken: Ein kleiner kostenloser Parkplatz befindet sich an der Küste, am Rande der Altstadt, etwa unterhalb des Friedhofs. Auf dem Parkplatz gibt es auch eine Wasserquelle. Campen ist zwar verboten, aber wenn man sich nicht draußen ausbreitet, werden Wohnmobile hier geduldet.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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