Norwegen

Saltstraumen – Der stärkste Gezeitenstrom der Welt

Auf dem Weg nach Bodo, von wo aus wir die Fähre nach Moskenes, auf die Lofoten genommen haben, haben wir noch einen kleinen Abstecher nach Saltstraumen gemacht. Denn hier fließt der stärkste Gezeitenstrom der Welt und den wollten wir natürlich auch sehen. Alle sechs Stunden wechselt der Strom die Richtung und weil er sich dabei durch eine ziemlich enge Mündung zwängen muss, entstehen hier riesige Strudel, die einen Durchesser von bis zu zehn Metern und eine Tiefe von bis zu vier Metern bekommen können. Ein sagenhaftes Naturschauspiel, wurde uns versichert, das es auf der Welt nur einmal zu beobachten gibt.

Saltstraumen
Kitschig-romantisch werden die Berge von der untergehenden Sonne rot angestrahlt.

Uns blieb es leider verwehrt … . Wir sind extra am nächsten Morgen um sechs Uhr aufgestanden und runter zum Wasser getapert. Da standen wir im Regen, mit noch ein paar anderen Hoffungsvollen. Doch nach einer Stunde hatten alle aufgegeben und schließlich sind auch wir wieder müde zurück ins Bett geschlichen. Das war echt schade und wir konnten auch nicht bis zur nächsten Vorstellung warten, da wir nach Bodo, auf die Fähre mussten.

Saltstraumen
Müde, aber glücklich genießen wir den spektakulären Sonnenuntergang.

Dafür hatten wir am Abend vorher das Glück, rechtzeitig zum Sonnenuntergang, mit der letzten Flasche Reissdorfkölsch (die wir noch im Bus gefunden haben, offenbar ein Überbleibsel unserer Abschiedsparty), am Fuß der Brücke, auf einem Minileuchtturm zu sitzen und das Spektakel aus der ersten Reihe mitverfolgen zu können.

Der Peps war von dem Schauspiel auch ganz angetan. Bestimmt.

In Norwegen geht nämlich die Sonne nicht einfach so unter. Oh nein. Sie zieht dafür jeden Abend eine unfassbar kitschig-romantische, divengleiche, Drama-Show ab. Ganze Bergketten werden rot angestrahlt, das Meer ist ihre Bühne und überhaupt ist alles in ein so unwirkliches Licht getaucht, dass die Farben viel zu intensiv und alles völlig surreal wirkt. Wir waren auf jeden Fall so angetan, dass uns der Sonnenuntergang eigentlich schon für das ausgefallene Gezeitenschauspiel entschädigt hat.

Unser Tipp:

Wir sind abends angekommen und haben die Nacht auf dem Parkplatz unter der großen Brücke verbracht. Hier könnt ihr umsonst parken und es gibt auch eine Toilette. Vom Parkplatz führt ein kurzer Fußweg runter ans Wasser, von aus ihr (theoretisch) den besten Blick auf das Spektakel habt. Die Uhrzeiten, wann sich die Gezeiten ändern und also die Strudel bilden, sind ausgehängt. Wenn ihr abends kommt, habt ihr zweimal die Möglichkeit, das Naturschauspiel zu sehen. Hoffentlich habt ihr mehr Glück als wir!

Hier ein kleiner Vorgeschmack.

Saltstraumen
Fischerhütten im Sonnenuntergang.

 

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Svartisen – Warum sich ein Ausflug zum großen Gletscher unbedingt lohnt

In der letzten Woche haben wir wieder so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ein absolutes Highlight der vergangenen Tage war aber ganz klar der Svartisen Gletscher. Er liegt am Polarkreis, im Saltfjellet-Svartisen Nationalpark.
An dem Tag stimmte einfach alles: Das Wetter hätte nicht schöner sein können, der Nationalpark an sich ist mit seinen hohen Bergen und dichten Wäldern schon allein einen Besuch wert und schon die Fahrt dahin hat total Spaß gemacht und außer uns war kaum ein anderer auf dieser Straße unterwegs.

Saltfjellet-Svartisen Nationalpark
Der Saltfjellet-Svartisen Nationalpark lohnt sich auch schon ohne den Gletscher.

Wir haben abends auf dem Parkplatz am See campiert und sind am nächsten Morgen gleich mit dem ersten Boot übergesetzt. Nach einer zwanzigminütigen, gemütlichen Bootstour über den See, kamen wir an einem tosenden Wasserfall an. Dann ging es noch ein paar Kilometer zu Fuß durch eine felsige Mondlandschaft, mit Seen und immer wieder tollen Aussichten auf die umliegenden, schneebekrönten Berge, von denen überall Wasserfälle runterliefen. Schließlich kamen wir am Gletscher an und der Anblick hat uns ganz schön von den Socken gehauen. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen. Verdammt beeindruckend, so viel Eis. Wir sind dann noch höher und näher ran geklettert und haben dieses Erlebnis voll ausgekostet.

Was wir gesehen haben, war allerdings nur der Austerdalsisen, eine von 60 Gletscherzungen. Der eigentliche Gletscher erstreckt sich über 370 km² und liegt oberhalb auf einem Plateau, auf dem im Winter zehn bis fünfzehn Meter Schnee fallen. Wir sind hier im T-Shirt rumgelaufen und haben uns einen Sonnenbrand geholt. Der gesamte Weg, den wir rauf zum Gletscher gelaufen sind, war noch vor wenigen Jahrzehnten komplett von Eis bedeckt.

Fußweg zum Svartisen
Für den Fußweg zum Gletscher solltet ihr wirklich gutes Schuhwerk anziehen.

Infos

– Die Fähre zum Gletscher fährt von Mitte Juni bis Ende August täglich, von zehn bis sechzehn Uhr zu jeder vollen Stunde; für Erwachsene kostet die Überfahrt 180 NOK, für Kinder 100 und Hunde 30
– Zurück fährt das Boot zu folgenden Zeiten: 12:30, 13:30, 14:30, 15:30, 16:30, 17:45, 18:45 Uhr
– Die Fahrt mit dem Boot dauert etwa zwanzig Minuten, der Fußweg, bis man den Gletscher sieht etwa eine Stunde (3,5 Kilometer)
– Der Weg ist nicht ganz anspruchslos, man sollte gutes Schuhwerk anziehen
– Für norwegische Verhältnisse ist der Weg zum Gletscher einigermaßen gut gekennzeichnet
– Parken kann man direkt am Bootsableger, auf einem Parkplatz. Dieser kostet 70 NOK für eine Übernachtung. Zwischen 20 und 21 Uhr kommt eine freundliche Dame rum und kassiert.
– Anfahrt: Von der E6 35 Kilometer nördlich von Mo i Rana runter, den Schildern folgend, einige Kilometer durch den Nationalpark. 8615 Skonseng ist die offizielle Adresse, aber die meisten Navis finden Svartisen auch als Point of Interest bei Mo i Rana.

Unser Tipp

Fahrt abends hin (vielleicht kommt ihr ja auch zufällig nach neun Uhr an …). Nehmt am Morgen gleich die erste Fähre um zehn Uhr, so seid ihr die ersten am Gletscher und habt noch keine weiteren Touris rumlaufen. Nehmt euch genug Proviant und Wasser mit, denn das ist ein Ausflug von einem halben Tag. Am Gletscher ist es kalt und windig, auf dem Weg dahin brannte die Sonne und als wir auf dem Weg zurück waren, fing es an zu regnen und die Temperaturen fielen. – Zwiebellook ist also angesagt. Feste Schuhe sowieso. Es gibt übrigens keine Toiletten und auch keine Büsche oder Bäume …

Links für mehr Infos und Bilder:
Hurtigruten
Tripadvisor

 

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Kläglich gescheitert an den „Seven Sisters“

In Sandnessjön wollten wir die Bergkette „Seven Sisters“ besteigen. Oder wenigstens eine der Schwestern. (Nicht zu verwechseln mit den sieben Wasserfällen im Geirangerfjord, die kreativerweise ebenfalls „Seven Sisters“ heißen). Aus früheren Erfahrungen schlauer geworden, haben wir uns genau informiert und den Berg ausgesucht (den Skjaeringen), in dessen Beschreibung stand, dass er der einfachste und der Weg geeignet für Familien mit Kindern sei.

Sven Sisters
Diesen Berg wollten wir erobern.

Zu dem Zeitpunkt hatte es allerdings bereits zwei Tage und Nächste durchgeregnet und die Felsen waren extrem rutschig. Überhaupt wurde der Anstieg sehr schnell sehr steil und auch hier fragten wir uns wieder, wie zur Hölle man da denn mit kleinen Kindern hochkommen soll. Irgendwann mussten wir einsehen, dass es zu gefährlich wurde und dass wir vor allem auch nicht mehr runterkommen würden. Frustriert gaben wir uns geschlagen. Als Grund musste, um unser Ego aufrechtzuhalten, der Hund herhalten. Der das ehrlichgesagt so easy wie eine zweijährige Bergziege gemeistert hat…

Eigentlich habe ich immer nasse Füße, wenn wir irgendwo wandern gehen.

Wir sind stattdessen dann etwas weiter unten am Berg quer gewandert. Wie immer beim Wandern in Norwegen, fanden wir uns auch hier schnell in dichtem Gestrüpp und sumpfig-nassem Moos wieder. Die größte Herausforderung des Tages war die Überquerung eines Flusses. Einige Stunden, vier nasse Füße, eine blutige Nase und ein paar Adrenalinstöße später hatten wir auch dieses Abenteuer gemeistert.

Hilfreiche Links:
nordnorge.com
visitnorway.com
Hurtigruten.com

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Wandern in Norwegen – Nichts für Weicheier

Wenn man in Norwegen wandern (oder auch nur mal kurz einen Spaziergang machen) will, sollte man einen ausgeprägten Hang zu Indiana Jones-Filmen haben. Mal abgesehen von verdammt guten, frisch imprägnierten Wanderschuhen und Wasserfesten Klamotten. Schweden war ja fast strebermäßig aufgeräumt und tiptop organisiert: An jedem noch so abgelegenen Parkplatz gab es eine Toilette, mit Wasser, Strom und flauschigem Toilettenpapier. Wanderwege sind super ausgebaut und so gut gekennzeichnet (wie beispielsweise im Tyresta Nationalpark), dass man schon ein ziemlicher Trottel sein muss, um sich hier noch zu verlaufen.

Sieh zu, wie du klarkommst

Gutulia Nationalpark
Wege: eine echte Rarität in norwegischen Nationalparks.

Ganz anders dagegen Norwegen. Hier gibt es so unglaublich viele Nationalparks, überall sehenswerte Natur, einfach absolut alles ist schön – da haben die Norweger sich offenbar gedacht: „Wo soll man da anfangen, mit Wanderwegen und Schildern?“ Also haben sie es einfach gelassen und statt dessen an die Nationalparks geschrieben, dass man sich überall frei bewegen und alles machen kann; nur den Müll soll man doch bitte wieder mitnehmen. So einfach kann es sein. Was sich am Anfang für uns noch nach einer offenen, liberalen und menschenvertrauenden Einstellungen anhörte (schließlich darf man in Deutschland nie auch nur einen Schritt vom ausgewiesenen Weg abkommen und überhaupt gibt es Verbote für alles Mögliche), stellte sich schnell als Herausforderung raus.

Manchmal hinterlassen andere Wanderer mehr oder weniger hilfreiche Zeichen.

Eigentlich läuft man andauernd nur Querfeldein; kriecht durch beinezerkratzendes Unterholz, krakselt auf rutschigen, moosbewachsenen Felsen rum und versucht über Flüsse und Bäche zu kommen. Das Einzige, was es überhaupt als Anhaltspunkte gibt, sind schmale Trampelpfade von anderen Wanderern, die sich aber mit hundertprozentiger Sicherheit irgendwann zerlaufen und einen orientierungslos im Wald zurücklassen.

Kinder müssen Extremsportler sein

Übrigens: Steht in der Beschreibung irgendeiner Natursehenswürdigkeit, dass der Anstieg oder der Weg dorthin ein wenig anspruchsvoller ist, dann solltet ihr unbedingt eine Spitzhacke und jahrelange Erfahrung im Steilwandklettern haben. Die untertreiben hier gerne mal. Nachdem wir das rausgefunden haben, halten wir uns immer an die Wege, die ausdrücklich mit „für Familien mit Kindern“ beschrieben wurden und oft schaffen wir diese auch schon nicht. Keine Ahnung, was die hier für Kinder haben, aber die müssen echt krass sein. (siehe unseren Artikel über die „Seven Sisters“)

An Trolle glauben wir inzwischen. Aber dieser Elch ist doch ein Mythos.

Jedenfalls ist Wandern und Bergsteigen hier nie ein Spaziergang und man hat anschließend meistens nasse Füße und eine Menge Kratzer. Aber es macht wahnsinnigen Spaß und ist jedes Mal ein lohnenswertes Abenteuer. Außerdem fndet man – zur richtigen Jahreszeit – am Wegesrand riesige Felder von Mutebeeren und Blaubeeren, mit denen man sich zum Trost den Bauch vollschlagen kann.

Verschwörung des Touristenverbands

Was Norwegen und Schweden eint, ist die gemeinsame Verschwörung der Touristenverbände, die wir meinen aufgedeckt zu haben. Denn beide Länder arbeiten hart an der Aufrechterhaltung eines Mythos. Um Touristen anzuziehen, wurde vor langer Zeit ein Fabelwesen erfunden, welches man „Elch“ nannte.  Um die Geschichte am Leben zu erhalten, werden in beiden Ländern beispielsweise alle hundert Meter angebliche Warnschilder aufgestellt, die die Touristen bei der Stange halten sollen, nach diesem Wesen Ausschau zu halten. Wir haben inzwischen mehr handfeste Beweise für die Existenz von Trollen gefunden, als für diese Elche.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Ode an Norwegen – Lasst mich doch einfach hier!

Also Schweden war ja schon wirklich richtig schön, mit den unzähligen Seen, toller Landschaft, den süßen, roten Holzhäuschen und den unglaublich entspannten und freundlichen Menschen. Echt ein tolles Land. Aber dieses Norwegen! Das ist ja noch hundertmal schöner. Ich bin ja ein Kind der Eifel: das Ahrtal, mit den Bergen und Wäldern, da fühl ich mich wohl. Entsprechend bin ich in Norwegen seit dem ersten Tag absolut Zuhause, denn das ist hier Eifel-XXL. Ich habe überhaupt keine Worte dafür, es ist einfach alles wahnsinnig schön und riesengroß. Ich habe schon am zweiten Tag versucht, Uli zu überreden, doch das Jahr einfach hier zu bleiben und uns den Rest von Europa zu sparen, denn den schönsten Platz haben wir ja schon gefunden. Er hat mich allerdings daran erinnert, dass ich Frostbeule im norwegischen Winter keine Woche überleben würde. Da hat er wohl leider recht.

Auch den Norweger an sich habe ich gleich ins Herz geschlossen. Schon deshalb weil er, im Gegensatz zu den ordentlichen und gut sortierten Schweden, einfach auch mal fünf gerade sein lassen kann. Zum Beispiel gibt es in Schweden eigentlich nur eine akzeptierte Farbe für ein Haus und das ist nun mal das Schwedenhäuschen-Weinrot. Die Norweger sind da nicht so festgelegt und mögen es bunt. Rot ist zwar auch hier die dominierende Farbe, aber man pinselt sein Holzhäuschen auch sehr gerne in blau, orange, grün oder weiß an.

Mit der Musikauswahl der norwegischen Radiosender kann ich mich auch total identifizieren. Vor unserer Abfahrt, beim großen Ausmisten, habe ich einige Kartons mit alten, selbstaufgenommenen Kassetten gefunden. Da waren so Schätze bei, wie A-Seite „Metallica Black“, B-Seite „Dirty Dancing-Soundtrack“. Als Teeni für mich offenbar überhaupt kein Problem, diese beiden auf eine Autofahr-Kassette zu spielen, denn schließlich waren ja beide Scheiben echt gut. So in etwa ticken die Norweger auch, wenn ihr versteht was ich meine. Hier wird einfach alles nicht so eng gesehen.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Von Schweden nach Norwegen – Keine Elche, viele Rentiere

Ohne auch nur einen Elch gesehen zu haben, sind wir aus dem malerischen Schweden nach Norwegen weitergezogen. Uli war wegen der Elche so untröstlich, dass ich sogar nach Tierparks in der Nähe geschaut habe, aber er meinte traurig, das sei geschummelt und würde nicht gelten. Also leider keine Elche. Noch nicht.

Ausruhen in Karlskoga

See in Karlskoga
Am See in Karlskoga haben wir uns ein bisschen ausgeruht.

Wir waren fünf Tage in Karlskoga. Das kann man auch keinem erklären, denn in dem Ort gibt es nicht viel und er ist auch nicht besonders schön. Wir haben im Industriegebiet, direkt vor Alfred Nobels Waffenfabrik Bolfor gestanden. Entsprechend gab es ein Alfred Nobel-Museum, als einzige Attraktion. Eines von dreien in Skandinavien, um genau zu sein; die anderen beiden sind in Stockholm und in Oslo. Haben wir uns aber auch nicht angesehen. Eigentlich haben wir fast nichts gemacht, außer einmal ein bisschen Sport und auf den See starren.

Wir haben einfach mal ein paar Tage ausgeruht; ich habe viel geschlafen, während Uli an seiner Bräune gearbeitet hat. Offenbar war das mal nötig. Die Ereignisse überschlagen sich und wir haben in den vier Wochen, in denen wir jetzt schon unterwegs sind, so viel Neues gesehen und erlebt, dass wir kaum mit dem Kopf hinterherkommen. Was wir dann aber beide aus Karlskoga mitgenommen haben, ist ein neues Level an Entspanntheit.

Sightseeing in Oslo

Oper Oslo
Vom Dach der Oper in Oslo hat man einen guten Ausblick über die ganze Stadt.

In Norwegen wurden wir gleich am zweiten Tag für die Elch-Misere entschädigt, durch viele stoische Rentiere, denen hier einfach die Straßen gehört. Das war toll!

Von Karlskoga sind wir zunächst nach Oslo reingefahren und haben die erste Nacht am berühmten Holmenkollen verbracht, von wo aus man einen spektakulären Blick über die Stadt hat und ausgiebig den Sonnenuntergang und das anschließende glitzernde Lichtermeer der Stadt genießen kann. Wenn man lange genug wachbleibt. Um Mitternacht ist es hier nämlich noch immer hell und gegen halb vier geht auch schon wieder die Sonne auf. Wir haben es noch nicht einmal geschafft, einen Sternenhimmel zu sehen.

Oper Oslo
An der Osloer Oper scheiden sich die Geister. Wir fanden, es ist ein beeindruckendes Gebäude.

Am nächsten Morgen sind wir dann also ganz früh runter nach Oslo rein und haben uns die Stadt angesehen. Wir hatten allerfeinstes Sommerwetter und sind ein paar Stunden rumflaniert, haben uns den Hafen, die Oper, die Burg und so weiter angesehen – was man halt so gesehen haben muss. Wir sind einfach nicht die größten Stadt-Fans. Die Städte hier oben sind schön und spannend und haben eine Menge zu bieten, aber am Ende sind es eben einfach Städte. In den Bergen, am Wasser und im Wald fühlen wir uns wohler und sind auch sehr viel entspannter.

Also sind wir nach dreieinhalb Stunden schon wieder weitergefahren. Mein alter Schulfreund Thorsten Eckardt hatte auf Facebook von unserer Reise erfahren und da er seit 23 Jahren mit großer Begeisterung Skandinavien bereist, uns netterweise an seinem reichen Wissensschatz teilhaben lassen und eine lange Mail mit einer Menge toller Insidertipps geschrieben. Dankbar für Hinweise auf erlebenswerte Orte abseits der Touristenroute, sind wir dann auch gleich einem Tipp gefolgt und in zwei nebeneinanderliegenden Nationalparks, im Grenzgebiet von Schweden und Norwegen gefahren. Allein die Fahrt dahin war schon wunderschön.

Gutulia und Grövelsjön Nationalpark

Rentier im Gröveljön Nationalpark
Die Rentiere, die wir getroffen haben, scheinen gerade erst ihr Winterfell zu verlieren. Sie sehen alle etwas zersaust aus.

Am Abend haben wir uns einen Rastplatz an einem See gesucht und erstmal was gekocht. Dann waren wir endlich mal im See schwimmen! – Nur ganz kurz, okay, aber immerhin. Anschließend fühlten wir uns so erfrischt und gut drauf, dass wir kurzerhand einfach noch weitergefahren sind. Da es hier so lange hell ist, kann man den Abend ganz anders verplanen als bei uns. Am Abend zu fahren war ganz toll: der Himmel war rot, die meiste Zeit sind wir am Seeufer entlang gefahren, mit Blick auf die Berge und außer uns war kaum jemand auf den Landstraßen unterwegs. Schließlich haben wir einen super Stellplatz, etwas ab der Straße und direkt am See gefunden, rechtzeitig zum Sonnenuntergang.

Die nächsten beiden Tage haben wir dann die Nationalparks Gutulia und Grövelsjön durchwandert, wobei wir immer wieder die Grenze nach Schweden gekreuzt haben. Außer zahlreichen Rentieren, gab es hier unvergessliche Naturerlebnisse für uns.

Vorgestern ging es dann wieder zurück auf die Touri-Route, die E6, Richtung Norden. Etwa 50 Kilometer vor Trondheim haben wir dann auf einem Campingplatz übernachtet und nach vier Tagen ohne Wasseranschluss usw. erstmal aufgetankt. Zwei Duschen, drei Maschinen Wäsche und ein großer Hausputz später, waren wir wieder bereit für die Zivilisation.

Jutulhogget Canyon

Jutulhogget Canyon
Der Jutulhogget Canyon in Alvdalen ist 2,4 Kilometer lang.

Auf dem Weg von den beiden Nationalparks in Richtung Trondheim, haben wir noch einen Schlenker gemacht, um uns den Jutulhogget Canyon anzusehen. Wir wollten ursprünglich nach Roros und uns eine alte Kupfermine anschauen. Auf halbem Weg haben wir uns aber umentschieden, denn den Canyon fanden wir doch attraktiver. Das ist das Tolle, wenn man so frei und ungebunden (um nicht planlos zu sagen) ist! Wir können uns jederzeit spontan anders entscheiden, was wir auch häufig machen.

Trondheim und Steinkjer

Morgens um acht hatten wir die Paradisbukta noch ganz für uns allein.

Gestern Mittag sind wir nach Trondheim reingefahren. Für mich war Trondheim immer ein leicht verklärter Sehnsuchtsort, da ich so viele Bücher gelesen und Filme gesehen habe, deren Geschichten hier spielen. Daher war es etwas surreal, jetzt tatsächlich durch diese rau-verträumte Stadt zu laufen. Am Ende ist aber eben auch Trondheim – so besonders es tatsächlich ist – auch nur eine Stadt und so sind wir auch hier schon nach vier Stunden wieder weitergefahren.

Wir haben dann noch sehr viel mehr Kilometer gemacht, als eigentlich geplant, denn gestern hatten wir zum ersten Mal tatsächlich ein Problem, einen Stellplatz zu finden. Auf den Rat eines anderen Wohnmobilreisenden auf Schlafplatzsuche, haben wir schließlich die „Paradisbukta“ in Steinkjer gefunden, eine kleine hübsche Bucht mit Badestrand (Thanks Magnus! Nice place, by the way!). Hier haben wir die letzte Nacht verbracht und stehen noch immer da, denn die letzten Tage waren doch ganz schön anstrengend und wir müssen erstmal wieder durchatmen.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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