Auf dem Weg nach Bodo, von wo aus wir die Fähre nach Moskenes, auf die Lofoten genommen haben, haben wir noch einen kleinen Abstecher nach Saltstraumen gemacht. Denn hier fließt der stärkste Gezeitenstrom der Welt und den wollten wir natürlich auch sehen. Alle sechs Stunden wechselt der Strom die Richtung und weil er sich dabei durch eine ziemlich enge Mündung zwängen muss, entstehen hier riesige Strudel, die einen Durchesser von bis zu zehn Metern und eine Tiefe von bis zu vier Metern bekommen können. Ein sagenhaftes Naturschauspiel, wurde uns versichert, das es auf der Welt nur einmal zu beobachten gibt.
Uns blieb es leider verwehrt … . Wir sind extra am nächsten Morgen um sechs Uhr aufgestanden und runter zum Wasser getapert. Da standen wir im Regen, mit noch ein paar anderen Hoffungsvollen. Doch nach einer Stunde hatten alle aufgegeben und schließlich sind auch wir wieder müde zurück ins Bett geschlichen. Das war echt schade und wir konnten auch nicht bis zur nächsten Vorstellung warten, da wir nach Bodo, auf die Fähre mussten.
Dafür hatten wir am Abend vorher das Glück, rechtzeitig zum Sonnenuntergang, mit der letzten Flasche Reissdorfkölsch (die wir noch im Bus gefunden haben, offenbar ein Überbleibsel unserer Abschiedsparty), am Fuß der Brücke, auf einem Minileuchtturm zu sitzen und das Spektakel aus der ersten Reihe mitverfolgen zu können.
In Norwegen geht nämlich die Sonne nicht einfach so unter. Oh nein. Sie zieht dafür jeden Abend eine unfassbar kitschig-romantische, divengleiche, Drama-Show ab. Ganze Bergketten werden rot angestrahlt, das Meer ist ihre Bühne und überhaupt ist alles in ein so unwirkliches Licht getaucht, dass die Farben viel zu intensiv und alles völlig surreal wirkt. Wir waren auf jeden Fall so angetan, dass uns der Sonnenuntergang eigentlich schon für das ausgefallene Gezeitenschauspiel entschädigt hat.
Unser Tipp:
Wir sind abends angekommen und haben die Nacht auf dem Parkplatz unter der großen Brücke verbracht. Hier könnt ihr umsonst parken und es gibt auch eine Toilette. Vom Parkplatz führt ein kurzer Fußweg runter ans Wasser, von aus ihr (theoretisch) den besten Blick auf das Spektakel habt. Die Uhrzeiten, wann sich die Gezeiten ändern und also die Strudel bilden, sind ausgehängt. Wenn ihr abends kommt, habt ihr zweimal die Möglichkeit, das Naturschauspiel zu sehen. Hoffentlich habt ihr mehr Glück als wir!
Hier ein kleiner Vorgeschmack.
Über die Autorin
Ramona Pingel
Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.