Oktober 2017

Sommer, Sonne, Strand und Meer – Warum man auch mal Urlaub vom Reisen braucht

Zwei Wochen sind wir jetzt schon in Griechenland und lassen die Seele baumeln; und so langsam stellt sich Entspannung ein. Es ist schwierig, jemandem zu erklären, dass wir Urlaub vom Reisen brauchten, aber tatsächlich waren die letzten drei Monate ganz schön anstrengend. Im Moment, in dem man das erlebt, merkt man es kaum, denn alles ist so aufregend, so neu, so schön. Wir hatten richtig bock auf den Norden und wollten so viel wie möglich sehen. Das war auch gut so und wir sind absolut glücklich, dass wir diese Nordtour gemacht haben und an all diesen wundervollen Plätzen waren. Allerdings sind das auch eine ganze Menge Kilometer, die wir da abgerissen haben und eine ziemliche Reizüberflutung, weil ja einfach alles so einzigartig und schön war, dass wir alles in uns aufsaugen und auf gar keinen Fall etwas verpassen wollten. Der Kopf hatte da gar keine Chance, all das Erlebte überhaupt zu verarbeiten.

Dazu kam, dass wir vom Wetter immer weitergetrieben wurden. In Norwegen und Finnland war es oft regnerisch und kalt, man konnte nicht mehr draußen sitzen und es schlägt aufs Gemüt, so wetterabhängig zu sein. Wir hatten Angst, dass wir überhaupt gar keinen Sommer mitbekommen und der Herbst für uns schon im Juli angefangen hat und wir entsprechend einen sehr langen Winter vor uns haben.

In Krakau haben wir dann einen echten Tiefpunkt erreicht. Eigentlich wollten wir da mal so richtig ausgehen, lecker essen im Restaurant und durch die Bars ziehen, denn ein paar Tage zuvor waren wir genau drei Monate unterwegs und am gleichen Tag hatten wir auch die 10.000 Kilometer überschritten. Das wollten wir natürlich gebührend feiern.
Doch nach der obligatorischen Stadtführung und einem Bummel durch die – wirklich wunderschöne! – Stadt, saßen wir im Restaurant und konnten uns kaum auf unseren Stühlen halten. Um sieben Uhr waren wir zurück im Bus, haben noch eine Folge einer Serie geguckt und sind eingeschlafen.

Kalamitsi Beach
Unser einsamer Strand, wenn morgens die Sonne über die Berge kommt.

Hier war klar, dass wir keine Kraft mehr hatten, die ursprünglich geplante Route, über die Ukraine, Rumänien und Bulgarien, runter nach Griechenland zu nehmen, sondern dass wir ganz dringend, ganz schnell in den Süden mussten. Also sind wir auf direktem Weg gerade runtergefahren – durch die Slowakei, Ungarn, Serbien und Mazedonien – und spät abends, am 1. Oktober, in der Nähe von Saloniki angekommen. Hier haben wir am Strand die erste Nacht verbracht, sind dann aber gleich am nächsten Morgen weitere 400 Kilometer, bis zur anderen Küstenseite des Landes gefahren.

In Perdika haben wir einen kleinen, gemütlichen Campingplatz gefunden. Hier standen wir unter Olivenbäumen, der Platz lag in einer Bucht und hatte so einen eigenen Strand für sich. Da die Saison eigentlich schon vorbei ist, waren nur noch sehr wenige Camper da, fast alles Deutsche, und es war absolut ruhig. Die herzliche Besitzerin Eleni ist in Deutschland geboren und spricht fließend deutsch. Abends traf man sich in der Taverne, wo Eleni für uns gekocht hat. Da nur noch so wenige Leute da waren, fand man sich oft an einem Tisch zusammen und es war eine sehr familiäre Atmosphäre.

Eigentlich wollten wir nach drei Nächten weiter, weil wir wieder freistehen wollten. Doch das Auto streikte und so mussten wir auch noch das Wochenende bleiben und waren schließlich eine ganze Woche hier. Allerdings war das überhaupt nicht schlimm, denn so kamen wir hier mal tatsächlich zur Ruhe. Es hat uns völlig überrascht, dass es im Norden Griechenlands noch so warm ist und dass wir wirklich noch richtigen Strandurlaub machen können.

Auch jetzt, da wir dann doch mal weitergefahren sind und einen Platz an einem einsamen Strand auf der Insel Lefkada haben, verbringen wir die Tage mit sonnen, lesen, schwimmen und machen uns dann auch schon bereit, um die allabendliche sensationelle Privatvorstellung des dramatischen Sonnenuntergangs, in der ersten Reihe mitverfolgen zu können. Auf dieses Spektakel folgt dann ein, nicht minder beeindruckender, Sternenhimmel. Über uns die Wega, daneben die Milchstraße sehr gut zu erkennen und vor lauter Sternschnuppen, wissen wir schon nicht mehr, was wir uns noch wünschen sollen. Was ohnehin schwierig ist, denn eigentlich sind wir gerade wunschlos glücklich; schöner kann es einfach nicht sein.

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Grau in Grau – Wie man langweilige Regentage im Wohnmobil rumbekommt

Wenn man unsere Facebook-Posts sieht, scheint natürlich immer die Sonne und wir sind super drauf. Klar, wer will denn auch schon graue Regenfotos von langweiligen Tagen sehen. Aber die gibt es eben auch und gerade im Norden waren die gar nicht mal so selten.

So gemütlich es ist, abends im Alkoven zu liegen und beim Geräusch des prasselnden Regens einzuschlafen, so nervig ist es, wenn man morgens aufwacht und es regnet noch immer. Denn Regen bedeutet, es wird alles anstrengender. Was man sich für den Tag vorgenommen hat, muss eventuell nochmal überdacht, verschoben und umgeplant werden. Früher oder später müssen wir raus und mit dem Hund spazieren gehen oder Erledigungen machen und dann wird es unangenehm.

Viel Nass auf wenig Raum

Das Nasswerden selbst ist ja gar nicht so schlimm; das hält uns jetzt nicht vom Wandern oder einer Stadtbesichtigung ab. Aber wenn erstmal alles nass ist, also unsere Kleidung, Jacken, Schuhe und vor allem der flokatibefellte Hund, ist auch sofort das ganze Wohnmobil nass und dreckig. Was sich in der Wohnung noch ganz gut bewältigen lässt – nasse Kleidung ins Bad, Schuhe draußen lassen, Hund unter die Dusche stellen und dann föhnen – geht hier einfach nicht und so komprimiert sich eine Menge nasses Zeug auf sehr kleinem Raum. Und wenn man es irgendwie geschafft hat, alle Sachen irgendwo aufzuhängen, braucht es im Bus Ewigkeiten, um wieder trocken zu werden.

Regentage
An Regentagen kommen wir endlich mal wieder zum Lesen.

Was stellt man mit einem Tag im Bus an?

Das ist die pragmatisch nervige Seite an Regentagen, aber dazu kommt dann ja auch noch, dass wir einen ganzen Tag im Bus hocken, nicht raus können und uns was überlegen müssen, was wir mit dem Tag anstellen. Eigentlich sind wir da aber ziemlich gut drin und nutzen die Zeit, um ruhigere Dinge zu tun, zu denen wir nicht kommen, wenn wir unterwegs sind. Zum einen schreiben wir dann Artikel wie diesen oder kommen endlich wieder zum Lesen. Die weitere Route kann man an solchen Tagen in aller Ruhe planen, die ganzen Fotos sichern und aussortieren und Schach wollten wir ja auch immer schon lernen.

Die Kunst, es sich gemütlich zu machen

Ganz wichtig ist aber auch, es sich so gemütlich wie möglich zu machen. Da wir ja dann unerwartet mehr Zeit als geplant haben, wird statt eines Espresso erstmal eine ganze Kanne Kaffee gekocht. Das schnelle Müsli fällt aus und Uli macht uns stattdessen leckere Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade und Schokocreme. Abends kann man dann auch mal was Aufwändigeres kochen und vielleicht sogar noch ein Brot selbst backen.

Wir haben einen kleinen Vorrat an Serien dabei, die uns im Notfall über solche Tage hindurch helfen sollen und manchmal gibt es ja auch WLAN und das Internet steht uns mit mehr Filmangeboten zur Verfügung. Dann bauen wir unsere Sitzecke zum Sofa um, statten es mit Kissen und Decken aus, machen Popcorn und gucken die neuen Folgen von „Game of Thrones“.

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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