Straßencafé in Nyhavn

Kopenhagen – Darum ist es die liebenswerteste Stadt der Welt

Selten eine sympathischere Stadt kennengelernt! Trotz Dauerregens und ewig nassen Füßen, hat Kopenhagen sofort unsere Herzen erobert. Dänemarks Hauptstadt und Kulturmetropole wurde schon mehrfach als „Lebenswerteste Stadt der Welt“ ausgezeichnet, und als Besucher versteht man sehr schnell wieso.

Die Menschen hier sind unheimlich entspannt, was unter anderem wohl auch daran liegt, dass hier jeder zweite überall hin mit dem Fahrrad fährt. Innerhalb von 30 Minuten kann man mit dem Rad innerhalb der Stadt an jedem Punkt sein und vermeidet so Staus, Parkplatzsuche und Spritkosten. Gleichzeitig bewegt man sich, ist an der frischen Luft und fühlt sich selbstbestimmt. Überhaupt ist Fahrradfahren in Kopenhagen sehr viel angenehmer als bei uns: Es gibt überall sehr breite, gut ausgebaute Fahrradwege und zahlreiche Stationen, an denen man sich umsonst ein Fahrrad ausleihen kann. Eine tolle Möglichkeit also auch für Touristen, die Stadt kennenzulernen.

Kopenhagen ist mit knapp 600.000 Einwohnern eine der größten Städte Skandinaviens und das kulturelle und, durch den Hafen, auch wirtschaftliche Zentrum Dänemarks. Parlament und Königin haben ihren Sitz hier. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte und wurde mehrfach von Bränden zerstört und von Seuchen und Kriegen heimgesucht. Es war also nicht immer so schön hier zu leben wie heute.

Nyhavn

Der Hafen von Kopenhagen, mit den prägnanten bunten Gibelhäusern, ist eine der beliebtesten Ausgehmeilen in Kopenhagen. Noch aus der Zeit, als es im Hafen üblicherweise Tavernen gab, reihen sich noch heute Restaurants und Bars aneinander.

Die farbenfrohen Häuser entstanden hauptsächlich im 18. und 19. Jahrhundert, sind aber den ursprünglichen Häusern nachempfunden – vor allem was die Farbgebung anbelangt. Wer sein Haus zu früheren Zeiten bunt anstreichen konnte, der war vermögend. Farbige Häuserfronten waren ein Statussymbol. Am teuersten war die Farbe Weiß.

Die Pigmente für die Farben wurden von den viel um die Welt segelnden Wikingern hierher gebracht. Denn Wikinger haben nicht nur alles und jeden ausgeraubt, sie haben auch Handel betrieben und waren insgesamt viel zivilisierter als ihr Ruf.

Kunst und gutes Essen

Neben zahlreichen Museen und Ausstellungen, sind wir in der Stadt auch immer wieder über hochkarätige Kunstinstallationen gestolpert. Am Hafen beispielsweise hatte der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei seine Installation „translocation – transformation“ aufgebaut. Mit über 1000 Rettungswesten, die alle einem ertrunkenen Geflüchteten gehörten, macht er weltweit auf den unmenschlichen Umgang mit der Flüchtlingskrise aufmerksam.

Im inneren Hafen, vor dem „Copenhagen Contemporary“ Museum, ist zur Zeit Yoko Onos Installation „Wish Tree Garden“ zu sehen. Die Ausstellung von Anselm Kiefer, die gerade drinnen stattfindet, haben wir leider verpasst, da wir abgelenkt wurden von der riesigen Food-Halle nebenan. Hier gibt es unzählige Stände mit Essen aus der ganzen Welt. Ein Eldorado für hungrige Touristen und Junggesellenabschiede! Zwischen Burgern, Thaifood, veganer Pizza und vielem mehr konnten wir uns nur schwer entscheiden und die Wahl fiel schließlich auf Koreanisch.

Leckeres Essen wird in Kopenhagen überhaupt sehr wichtig genommen. Für ihre Größe hat die Stadt verhältnismäßig viele Sterne-Restaurants zu bieten. Das viermal zum besten Restaurant der Welt gekürte und mit zwei Michelin-Sternen ausgewiesene Noma beispielsweise wird gerade an neuem Standort wieder eröffnet. Küchenchef René Redzepi hatte mit der Eröffnung 2003 die Idee, ein Sternerestaurant zu etablieren, das dänische Gerichte anbietet, mit ausschließlich regionalen Bioprodukten. Damals war diese Idee noch revolutionär und nicht weit verbreitet, weshalb das Noma schnell weltberühmt wurde und für viele ein Vorbild war.

Nachhaltigkeit scheint in Skandinavien überhaupt ein großes Thema zu sein. Häufig sieht man in der Stadt das Wort ocologist. Nicht nur in Supermärkten und Restaurants, auch viele Klamottenläden, Friseure und so weiter werben mit biologischen Produkten.

Neben dem Fahrradfahren werden Elektroautos hier sehr gefördert. Man darf kostenlos in der Stadt parken, kostenlos an den zahlreichen Ladestationen aufladen und sogar die rechts am Verkehr vorbeiführende Busspur benutzen. Interessante Info am Rande: wir haben in Kopenhagen Autos von „DriveNow“ gesehen und gleich mal die App gecheckt. Tatsächlich kann man die mit dem deutschen Account auch hier nutzen.

Jazz und Nachtleben

Nyhavn

Nicht zuletzt habe ich mich in diese Stadt verliebt, weil sie so wunderbar verrückt nach Jazz ist. Hier spielt jeder Jazz: Straßenmusiker, Nachtclubs, Bars und es gibt immer irgendwo Livemusik. Für das große Jazzfestival, das zehn Tage dauert und jedes Jahr tausende Musik-Fans nach Kopenhagen zieht, waren wir leider eine Woche zu früh dort. Das hätte ich wirklich sehr gerne miterlebt. Aber ich will ja ohnehin unbedingt nochmal zurück in diese Stadt!

Was man als Besucher auch auf keinen Fall verpassen sollte, ist der Besuch einer Mikro-Brauerei (Mikro-Bryggerier). Ein in Skandinavien gerade immer größer werdender Trend. Wir haben uns einen Abend durch die verschiedenen Biersorten einer Kaschemme getrunken, die wirklich mal anders schmeckten als unsere deutschen und sehr lecker waren. Dabei sind wir auf die unterschiedlichsten Menschen gestoßen und haben spannende Lebensgeschichten erzählt bekommen. Hier treffen schwedische Banker auf englische Kohlemienenarbeiter und russische Naturwissenschaftler. Jeder spricht automatisch englisch, denn in einer so internationalen Metropole geht man schon direkt davon aus, dass die Leute von überall her kommen.

Gemütlichkeit und Zufriedenheit

Die Dänen mögen es gerne, wenn es schön gemütlich Zuhause ist. Darum entwerfen sie auch selbst sehr viel wunderschönes Design. Überhaupt ist Gemütlichkeit und Zufriedenheit hier sehr wichtig. Darum sind die auch alle so unglaublich entspannt und gut gelaunt. Ein weiterer sehr sympathischer Charakterzug der Dänen ist es, anderen helfen zu wollen. Es ist ganz wichtig, dass das Gegenüber glücklich ist und man kümmert sich gerne umeinander.

Christiania

Der Stellplatz für unser Wohnmobil in Kopenhagen war gleich neben Christiania, so dass wir immer hier durchkamen, wenn wir in die Innenstadt wollten. 1971 wurde das ehemalige Militärgelände von Hippys besetzt und ist seitdem eine autonome Gemeinde, die von der Stadt geduldet wird. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viel Gras auf einem Haufen gesehen! Harte Drogen sind in Christiania allerdings nicht gestattet.

Christiania

Yoga, Meditation und Theater sind hier sehr beliebt und natürlich ist der Altersdurchschnitt relativ jung. Autos sind nicht zugelassen und Polizei gibt es auch nicht. Die Bewohner sehen Christiania als Freie Stadt an, die sich unabhängig von staatlichen Behörden verwaltet und sich basisdemokratisch selbst reguliert.

Hans Christian Andersen

Natürlich waren wir – neben der kleinen Meerjungfrau und sämtlichen anderen Sehenswürdigkeiten – auch am Haus des berühmtesten Autors der Welt. Nur die Bibel wurde weltweit häufiger übersetzt als die Geschichten von H. C. Andersen. Eigentlich wollte er Schauspieler werden und kam mit nichts außer diesem Traum nach Kopenhagen. Doch in der Schauspielschule sagte man ihm, er sei zu hässlich und untalentiert für die Schauspielerei. Dann wollte er Tänzer werden, doch auch hier attestierte man ihm absolute Talentlosigkeit. Ein Glück für uns, denn nur so fing er aus der Not heraus an, Geschichten zu schreiben.

Schon zu Lebzeiten ein Weltstar, blieb er doch ein einsamer Kauz. Soziale Kontakte waren für ihn schwierig und niemals hatte er in seinem Leben eine Liebesbeziehung. Das Viertel in dem sein Wohnhaus steht ist direkt am Hafen und lag früher mitten im Rotlichtbezirk. Er hätte sich besseres leisten können, wollte es aber lieber so. Man macht hier den Witz über ihn, dass er als Jungfrau starb, obwohl er sein Leben im Rotlichtmillieu verbrachte.

Unser Fazit

Eine tolle Stadt; warmherzig, wunderschön und abwechslungsreich, voller Kunst, Musik und netter Menschen! Wir haben uns sehr wohl und aufgehoben gefühlt und kommen ganz bestimmt nochmal wieder.

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Danke an Tristan Lueger von den Free Walkern, für eine spannende und informative Stadtführung!

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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