Reiseberichte

Ein Fleischfresser und eine Veganerin fahren mit dem Wohnmobil durch Europa ….

Was klingt wie der Anfang eines Witzes hat viele unserer Freunde tatsächlich sehr amüsiert, als sie sich vorgestellt haben, wie das wohl funktionieren soll mit uns beiden und dem Essen. Denn seit frühester Kindheit ernähre ich mich vegetarisch und seit einigen Jahren vegan, also ohne Lebensmittel in denen tierische Produkte enthalten sind. Unterwegs bin ich jetzt aber mit einem Allesfresser, der außerdem einen so robusten Magen hat, dass er problemlos zwei Staffeln im Dschungelcamp überstehen könnte.

Da ich nie total dogmatisch in meiner veganen Ernährungsweise war, hatte ich mir vor der Reise überlegt, dass ich doch wieder Käse und Sahne essen würde. Ich hatte es mir nämlich ganz schön kompliziert vorgestellt, mit Uli Kompromisse beim Kochen zu finden. Besonders, da die Auswahl an Gerichten die man im Wohnmobil kochen kann, eh schon eingeschränkt ist. Dazu kam dann noch die Überlegung, dass wir ja als erstes hoch in den Norden fuhren und ich mir keine großen Hoffnungen machte, auf Höhe des Nordkaps veganen Käse oder Sojasahne zu finden.

Bauchweh durch Milchprodukte

Das Dumme war nur, dass mein Magen die Milchprodukte nicht mehr vertragen hat und ich die ganze Zeit Bauchschmerzen hatte. Ich dachte, mein Körper muss sich da nur wieder dran gewöhnen. Doch leider wurde es nicht besser, sondern im Gegenteil immer schlimmer. Nach ein paar Monaten habe ich dann eingesehen, dass es keinen Sinn hat und es mir einfach die ganze Zeit nicht gut geht und ich mich unwohl fühle. Dazu kam ja ohnehin auch die moralische Klemme, in die ich mich damit gebracht hatte, denn ich habe ja damals aus ethischen Überzeugungen zu einer veganen Ernährung gewechselt.

Vegane Produkte gibt es inzwischen fast überall

Mandelmilch
Zumiindest eine kleine Auswahl an veganen Produkten gibt es inzwischen überall in Europa.

Jetzt ernähre ich mich also wieder ausschließlich vegan und mein Magen und mein Gewissen sind glücklich und zufrieden. Tatsächlich ist es auch kein großes Problem für uns im Alltag. Wir sind zwar nicht unbedingt die passioniertesten und kreativsten Hobbyköche, aber wir werden immer besser und vor allem erfinderischer. Außerdem gab es bisher selbst im Tante Emma-Laden des entlegensten, winzigsten Dörfchens in Finnland vegane Produkte. Meist nicht viele, aber die Hafermilch für meinen heißgeliebten morgendlichen Milchkaffee habe ich bislang noch überall bekommen. Mandelmilch, Reismilch und Sojamilch gibt es eigentlich immer. Häufig noch mehr Produkte, vor allem von alpro, wie Schoko- und Vanillepudding oder Kakao. Vegane Brotaufstriche und Bratlinge sind schon seltener, habe ich aber auch an Orten gefunden, an denen ich damit nicht gerechnet hatte, wie im norwegischen Trondheim oder in einem Lidl in Polen. Sehr viel schwieriger zu bekommen waren Tofu oder Seitan und ähnliches. Ganz selten habe ich mal Tofu in Norwegen gefunden, aber das war dann unglaublich teuer.

Landesküchen sind oft unbeabsichtigt vegan

Wenn man länger in einem Land ist und sich ein bisschen mit der Landesküche auseinandersetzt, entdeckt man aber häufig viele landestypische Gerichte die vegan sind. Meist sind das traditionelle und daher überall anzutreffende Gerichte, die fleischlos sind, weil Fleisch früher viel weniger erschwinglich war. Oftmals hat es aber auch religiöse Hintergründe, da die jeweilige Religion längere Fastenzeiten vorsieht, in denen Fleisch verboten ist und sich daraus eine Vielfalt an vegetarischen Gerichten etabliert hat, die meist auch vegan sind.

Und dann kann man ja die allermeisten Gerichte sehr leicht vegan machen. Man braucht beispielsweise nur Sahne gegen Sojasahne austauschen, Käse gegen veganen Käse, Hackfleisch gegen Sojahack und so weiter. oder man lässt einfach die Eier weg, was dem Essen meistens keinen Abbruch tut.

Auch in griechischen Supermärkten gibt es veganen Käse

Hier in Griechenland haben wir auch schon einige vegane Produkte, wie Milchalternativen, Sojasahne, veganen Käse und Sojahack gefunden. Vor allem aber haben wir uns mal ein bisschen mit der griechischen Küche beschäftigt und festgestellt, dass hier sehr viel von Natur aus vegan ist. Die Griechen scheinen zum Beispiel sehr auf Blätterteig zu stehen, der mit allem Möglichen gefüllt ist und manchmal eben zum Beispiel auch nur mit Spinat. Hier wird viel mit Kartoffeln, Bohnen Okraschoten und Auberginen gekocht. Meist einfach in viel Olivenöl angebraten oder in Tomatensauce gekocht. Auch das traditionelle Moussaka haben wir schon in einer veganen Variante zubereitet, indem wir einfach das Hackfleisch gegen Sojahack ausgetauscht haben. Super lecker!

Brotaufstriche machen wir inzwischen meist selbst, zum Beispiel verschiedene Hummus-Varianten. Das geht total einfach, ist sehr lecker, gesund und auch günstiger als im Laden.

Veganes Weihnachtsmenü

Über unser Menü für Heiligabend haben wir lange gegrübelt. Es sollte natürlich etwas Festliches und Besonderes sein. Mehrere Gänge sollte es haben und durfte auch gerne ein bisschen aufwändiger in der Zubereitung sein. Schon bevor wir auf diese Reise aufgebrochen sind, hat Uli bei unserem ersten Einkauf ein Glas Rotkohl und eine Packung Klöße in den Einkaufswagen geworfen, „für Weihnachten“. Okay. Das war also schonmal geklärt, es würde Klöße und Rotkohl geben, das stand ja bereits seit Juni fest. Uli wollte sich dazu ein gutes Stück Fleisch zubereiten und hatte da auch ein paar Ideen, zwischen denen er sich nur noch entscheiden musste. Mir viel aber einfach kein veganes, festliches Äquivalent ein. Also recherchierten wir eine Weile und hatten schließlich unser perfektes Weihnachtsmenü zusammen:

  • Vorspeise: Kürbissuppe mit Kartoffeln, Ingwer und gerösteten Pinienkernen. Für Uli gab es dazu gebratene Garnelen.

  • Hauptgang: Nussbraten mit Maronensauce, dazu Semmelknödel und Rotkohl (beides selbstzubereitet und nicht aus dem Glas)

  • Nachtisch: veganes Mousse au chocolat

Uli hatte kein Stück Fleisch gefunden, das ihm zugesagt hätte und so gab es auch für ihn veganen Weihnachtsbraten. Das gesamte Menü war so lecker, dass wir beide richtig begeistert davon waren und auch Uli nichts gefehlt hat. Ich fand es vor allem auch so toll, weil es das erste Mal war, dass ein gesamtes Festtagsmenü von mir und für mich gekocht wurde und nicht, wie bisher immer, für mich die Beilagen genügen mussten und es höchstens noch einen Bratling als Fleischalternative gab. Wir waren also beide voll und ganz zufrieden mit unserem ersten gemeinsamen Weihnachtsmenü – was gut ist, denn wir werden noch eine Woche davon essen … . Zu erwähnen wäre da noch, dass es auch sehr leicht in der Zubereitung war, so dass es auch nicht viel gab, was wir falsch machen konnten. Und die Zutaten waren auch nicht außergewöhnlich, das findet man es alles auch hier in jedem Supermarkt.

(Entlehnt haben wir unser Menü übrigens von Rezepten der Seite springlane.de.)

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Keine Empfehlung – Warum wir uns Patras besser hätten sparen sollen

Mit 214 000 Einwohnern ist Patras die viertgrößte Stadt Griechenlands. Sie liegt auch wunderschön, am Golf von Patra, hat eigene Strände, einen Hafen, eine Burg … . Es könnte alles so schön sein, dennoch hat uns selten eine Stadt spontan so abgeschreckt wie diese. Auf unserer Reise war das ganz klar die bislang unattraktivste Stadt.

Die Stadt erstickt am Verkehr

Leuchtturm Patras
Der kleine Leuchtturm an der Promenade von Patras.

Geparkt haben wir in Hafennähe, auf dem kostenlosen Parkplatz am Leuchtturm – einem erst 1999 errichteten, verkleinerten Nachbau des ursprünglichen Leuchtturms. Von hier ist man direkt in der Innenstadt, die uns mit unfassbar lautem und stinkendem Autoverkehr empfangen hat. Als erstes kommt man, wenn man von hier losläuft, an der Kirche Agios Andréas vorbei, der prachtvollen Hauptkirche der Stadt, in der die Schädelreliquie des Apostels Andreas verwahrt wird. Dieser orthodoxe Prachtbau ist das mit Abstand Schönste, was wir in der Stadt entdecken konnten.

Kurze Verschnaufpause auf der Platia Ipsila Alónion

Weiter durch enge, staubige Gassen erreichten wir schließlich die Platia Ipsila Alónion, ein großer, relativ ruhiger Platz, gesäumt von Cafés. Weil wir uns bis hierhin nur fluchtartig durch den hektischen, lauten Dschungel gekämpft hatten, haben wir uns erstmal auf eine Bank gesetzt und durchgeatmet. Allerdings war die Laune schon völlig im Keller und der Platz ist jetzt auch nicht besonders schön. Trotzdem wollten wir uns wenigstens noch das Römische Odeon und die Burg mit dem schönen Ausblick anschauen. Eigentlich hatten wir auch eine ganze Liste von Dingen, die wir besorgen wollten, wenn wir mal wieder in eine größere Stadt kämen, aber daran war schon gar nicht mehr zu denken.

Über die Straße zu kommen ist nicht so einfach

Also haben wir uns missmutig weiter zum Odeon durchgeschlagen – an jeder Straße die man überqueren muss, steht man gerne mal mehrere Minuten, bis man sich wagemutig einfach in das Chaos schmeißt und hofft, es wird schon gut gehen. Am Odeon angekommen, war das natürlich alles wieder abgezäunt und wir wurden barsch von einem Aufseher darauf aufmerksam gemacht, dass Hunde nicht aufs Gelände dürfen. Das war’s. An dieser Stelle hatten wir endgültig die Schnauze voll, haben auf dem Absatz kehrtgemacht und sind zu unserem Bus zurück gehastet und so schnell wie möglich aus diesem Moloch aus Lärm, Gedränge, Autoabgasen und Dreck geflüchtet.

Patras können wir also nicht unbedingt empfehlen. Und das obwohl es die Karnevalshochburg Griechenlands sein soll, was uns als Kölner ja erstmal positiv voreingenommen hat. Aber am Ende hat die Stadt uns leider nur übelste Laune und Kopfschmerzen beschert.

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Parga

Wie eine Postkarte – Das malerische Hafenstädtchen Parga

Nach unserem, etwas längeren, Aufenthalt auf dem Campingplatz Sofas bei Perdika, war unser erstes Ziel auf der Weiterreise, das malerische Hafenörtchen Parga. Einen schöneren „ersten“ Eindruck hätte Griechenland uns nicht bereiten können.

Wunderliche Tiere auf der Straße

Schildkröte
Faszinierende Begegnung: eine große Schildkröte auf der Straße.

Schon auf dem Weg in die Stadt trafen wir auf eine faszinierende Überraschung: eine große Schildkröte mitten auf der Straße. Fast hätten wir sie überfahren und als wir ausstiegen, um sie von der Straße zu tragen – damit nicht das nächste Auto dann vollendet, was wir gerade noch verhindern konnten – waren wir mehr als erstaunt darüber, dass es hier so große Schildkröten gibt und vor allem, dass sie einfach so auf der Straße rumlaufen. Wir haben im Laufe der Reise ja schon so einige Tiere auf der Straße angetroffen, denen wir ausweichen oder darauf warten mussten, dass sie irgendwann mal wieder Lust bekommen, weiter zu gehen, aber eine Schildkröte war neu für uns.

Als würde man durch eine Postkarte laufen

Parga hat uns dann augenblicklich verzaubert. Der 3000 Einwohner kleine Ort an der Westküste Griechenlands, ist umsäumt von hohen Bergen und schmiegt sich in eine kleine Bucht am Meer. Die engen Gassen mit den bunten venezianischen Häusern, geben einem das Gefühl vom perfekten Urlaubsparadies. Vom Hafen aus blickt man über türkisfarbenes Wasser zu einer nahe gelegenen Insel, auf der eine weiß getünchte Kapelle steht. Überhaupt ist hier jeder Blick wie eine einzige Postkarte.

Parga
Der Blick auf die kleine Insel mit der weißen Kapelle ist sicher ein beliebtes Postkartenmotiv.

Charmantes Sommerparadies

Die Hauptsehenswürdigkeit ist die, oberhalb der Stadt thronende, Ruine einer venezianischen Festung. Große Teile der Anlage sind noch gut erhalten und von hier oben hat man einen prima Ausblick über die Stadt und die angrenzenden Strände.
In Parga selbst gibt es nur einen kleinen Stadtstrand, der sich gleich an die Hafenpromenade anschließt. In unmittelbarer Nähe der Stadt befinden sich aber einige weitere Strände, die größer sind. Diese Lage, die liebevoll gepflegte alte Architektur, die zahlreichen kleinen Läden und nicht zuletzt die lauschige Uferpromenade, mit Restaurants und Cafés machen Parga zu einem wahnsinnig charmanten Sommerparadies.

Da wir ja das Glück haben, im Herbst noch mit wunderbar warmem und sonnigem Wetter beschert zu werden, konnten wir in Parga einen herrlichen Sommertag in der Nachsaison, und somit ohne viele weitere Touristen genießen. Perfekt!

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Sommer, Sonne, Strand und Meer – Warum man auch mal Urlaub vom Reisen braucht

Zwei Wochen sind wir jetzt schon in Griechenland und lassen die Seele baumeln; und so langsam stellt sich Entspannung ein. Es ist schwierig, jemandem zu erklären, dass wir Urlaub vom Reisen brauchten, aber tatsächlich waren die letzten drei Monate ganz schön anstrengend. Im Moment, in dem man das erlebt, merkt man es kaum, denn alles ist so aufregend, so neu, so schön. Wir hatten richtig bock auf den Norden und wollten so viel wie möglich sehen. Das war auch gut so und wir sind absolut glücklich, dass wir diese Nordtour gemacht haben und an all diesen wundervollen Plätzen waren. Allerdings sind das auch eine ganze Menge Kilometer, die wir da abgerissen haben und eine ziemliche Reizüberflutung, weil ja einfach alles so einzigartig und schön war, dass wir alles in uns aufsaugen und auf gar keinen Fall etwas verpassen wollten. Der Kopf hatte da gar keine Chance, all das Erlebte überhaupt zu verarbeiten.

Dazu kam, dass wir vom Wetter immer weitergetrieben wurden. In Norwegen und Finnland war es oft regnerisch und kalt, man konnte nicht mehr draußen sitzen und es schlägt aufs Gemüt, so wetterabhängig zu sein. Wir hatten Angst, dass wir überhaupt gar keinen Sommer mitbekommen und der Herbst für uns schon im Juli angefangen hat und wir entsprechend einen sehr langen Winter vor uns haben.

In Krakau haben wir dann einen echten Tiefpunkt erreicht. Eigentlich wollten wir da mal so richtig ausgehen, lecker essen im Restaurant und durch die Bars ziehen, denn ein paar Tage zuvor waren wir genau drei Monate unterwegs und am gleichen Tag hatten wir auch die 10.000 Kilometer überschritten. Das wollten wir natürlich gebührend feiern.
Doch nach der obligatorischen Stadtführung und einem Bummel durch die – wirklich wunderschöne! – Stadt, saßen wir im Restaurant und konnten uns kaum auf unseren Stühlen halten. Um sieben Uhr waren wir zurück im Bus, haben noch eine Folge einer Serie geguckt und sind eingeschlafen.

Kalamitsi Beach
Unser einsamer Strand, wenn morgens die Sonne über die Berge kommt.

Hier war klar, dass wir keine Kraft mehr hatten, die ursprünglich geplante Route, über die Ukraine, Rumänien und Bulgarien, runter nach Griechenland zu nehmen, sondern dass wir ganz dringend, ganz schnell in den Süden mussten. Also sind wir auf direktem Weg gerade runtergefahren – durch die Slowakei, Ungarn, Serbien und Mazedonien – und spät abends, am 1. Oktober, in der Nähe von Saloniki angekommen. Hier haben wir am Strand die erste Nacht verbracht, sind dann aber gleich am nächsten Morgen weitere 400 Kilometer, bis zur anderen Küstenseite des Landes gefahren.

In Perdika haben wir einen kleinen, gemütlichen Campingplatz gefunden. Hier standen wir unter Olivenbäumen, der Platz lag in einer Bucht und hatte so einen eigenen Strand für sich. Da die Saison eigentlich schon vorbei ist, waren nur noch sehr wenige Camper da, fast alles Deutsche, und es war absolut ruhig. Die herzliche Besitzerin Eleni ist in Deutschland geboren und spricht fließend deutsch. Abends traf man sich in der Taverne, wo Eleni für uns gekocht hat. Da nur noch so wenige Leute da waren, fand man sich oft an einem Tisch zusammen und es war eine sehr familiäre Atmosphäre.

Eigentlich wollten wir nach drei Nächten weiter, weil wir wieder freistehen wollten. Doch das Auto streikte und so mussten wir auch noch das Wochenende bleiben und waren schließlich eine ganze Woche hier. Allerdings war das überhaupt nicht schlimm, denn so kamen wir hier mal tatsächlich zur Ruhe. Es hat uns völlig überrascht, dass es im Norden Griechenlands noch so warm ist und dass wir wirklich noch richtigen Strandurlaub machen können.

Auch jetzt, da wir dann doch mal weitergefahren sind und einen Platz an einem einsamen Strand auf der Insel Lefkada haben, verbringen wir die Tage mit sonnen, lesen, schwimmen und machen uns dann auch schon bereit, um die allabendliche sensationelle Privatvorstellung des dramatischen Sonnenuntergangs, in der ersten Reihe mitverfolgen zu können. Auf dieses Spektakel folgt dann ein, nicht minder beeindruckender, Sternenhimmel. Über uns die Wega, daneben die Milchstraße sehr gut zu erkennen und vor lauter Sternschnuppen, wissen wir schon nicht mehr, was wir uns noch wünschen sollen. Was ohnehin schwierig ist, denn eigentlich sind wir gerade wunschlos glücklich; schöner kann es einfach nicht sein.

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Saltstraumen – Der stärkste Gezeitenstrom der Welt

Auf dem Weg nach Bodo, von wo aus wir die Fähre nach Moskenes, auf die Lofoten genommen haben, haben wir noch einen kleinen Abstecher nach Saltstraumen gemacht. Denn hier fließt der stärkste Gezeitenstrom der Welt und den wollten wir natürlich auch sehen. Alle sechs Stunden wechselt der Strom die Richtung und weil er sich dabei durch eine ziemlich enge Mündung zwängen muss, entstehen hier riesige Strudel, die einen Durchesser von bis zu zehn Metern und eine Tiefe von bis zu vier Metern bekommen können. Ein sagenhaftes Naturschauspiel, wurde uns versichert, das es auf der Welt nur einmal zu beobachten gibt.

Saltstraumen
Kitschig-romantisch werden die Berge von der untergehenden Sonne rot angestrahlt.

Uns blieb es leider verwehrt … . Wir sind extra am nächsten Morgen um sechs Uhr aufgestanden und runter zum Wasser getapert. Da standen wir im Regen, mit noch ein paar anderen Hoffungsvollen. Doch nach einer Stunde hatten alle aufgegeben und schließlich sind auch wir wieder müde zurück ins Bett geschlichen. Das war echt schade und wir konnten auch nicht bis zur nächsten Vorstellung warten, da wir nach Bodo, auf die Fähre mussten.

Saltstraumen
Müde, aber glücklich genießen wir den spektakulären Sonnenuntergang.

Dafür hatten wir am Abend vorher das Glück, rechtzeitig zum Sonnenuntergang, mit der letzten Flasche Reissdorfkölsch (die wir noch im Bus gefunden haben, offenbar ein Überbleibsel unserer Abschiedsparty), am Fuß der Brücke, auf einem Minileuchtturm zu sitzen und das Spektakel aus der ersten Reihe mitverfolgen zu können.

Der Peps war von dem Schauspiel auch ganz angetan. Bestimmt.

In Norwegen geht nämlich die Sonne nicht einfach so unter. Oh nein. Sie zieht dafür jeden Abend eine unfassbar kitschig-romantische, divengleiche, Drama-Show ab. Ganze Bergketten werden rot angestrahlt, das Meer ist ihre Bühne und überhaupt ist alles in ein so unwirkliches Licht getaucht, dass die Farben viel zu intensiv und alles völlig surreal wirkt. Wir waren auf jeden Fall so angetan, dass uns der Sonnenuntergang eigentlich schon für das ausgefallene Gezeitenschauspiel entschädigt hat.

Unser Tipp:

Wir sind abends angekommen und haben die Nacht auf dem Parkplatz unter der großen Brücke verbracht. Hier könnt ihr umsonst parken und es gibt auch eine Toilette. Vom Parkplatz führt ein kurzer Fußweg runter ans Wasser, von aus ihr (theoretisch) den besten Blick auf das Spektakel habt. Die Uhrzeiten, wann sich die Gezeiten ändern und also die Strudel bilden, sind ausgehängt. Wenn ihr abends kommt, habt ihr zweimal die Möglichkeit, das Naturschauspiel zu sehen. Hoffentlich habt ihr mehr Glück als wir!

Hier ein kleiner Vorgeschmack.

Saltstraumen
Fischerhütten im Sonnenuntergang.

 

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Svartisen – Warum sich ein Ausflug zum großen Gletscher unbedingt lohnt

In der letzten Woche haben wir wieder so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ein absolutes Highlight der vergangenen Tage war aber ganz klar der Svartisen Gletscher. Er liegt am Polarkreis, im Saltfjellet-Svartisen Nationalpark.
An dem Tag stimmte einfach alles: Das Wetter hätte nicht schöner sein können, der Nationalpark an sich ist mit seinen hohen Bergen und dichten Wäldern schon allein einen Besuch wert und schon die Fahrt dahin hat total Spaß gemacht und außer uns war kaum ein anderer auf dieser Straße unterwegs.

Saltfjellet-Svartisen Nationalpark
Der Saltfjellet-Svartisen Nationalpark lohnt sich auch schon ohne den Gletscher.

Wir haben abends auf dem Parkplatz am See campiert und sind am nächsten Morgen gleich mit dem ersten Boot übergesetzt. Nach einer zwanzigminütigen, gemütlichen Bootstour über den See, kamen wir an einem tosenden Wasserfall an. Dann ging es noch ein paar Kilometer zu Fuß durch eine felsige Mondlandschaft, mit Seen und immer wieder tollen Aussichten auf die umliegenden, schneebekrönten Berge, von denen überall Wasserfälle runterliefen. Schließlich kamen wir am Gletscher an und der Anblick hat uns ganz schön von den Socken gehauen. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen. Verdammt beeindruckend, so viel Eis. Wir sind dann noch höher und näher ran geklettert und haben dieses Erlebnis voll ausgekostet.

Was wir gesehen haben, war allerdings nur der Austerdalsisen, eine von 60 Gletscherzungen. Der eigentliche Gletscher erstreckt sich über 370 km² und liegt oberhalb auf einem Plateau, auf dem im Winter zehn bis fünfzehn Meter Schnee fallen. Wir sind hier im T-Shirt rumgelaufen und haben uns einen Sonnenbrand geholt. Der gesamte Weg, den wir rauf zum Gletscher gelaufen sind, war noch vor wenigen Jahrzehnten komplett von Eis bedeckt.

Fußweg zum Svartisen
Für den Fußweg zum Gletscher solltet ihr wirklich gutes Schuhwerk anziehen.

Infos

– Die Fähre zum Gletscher fährt von Mitte Juni bis Ende August täglich, von zehn bis sechzehn Uhr zu jeder vollen Stunde; für Erwachsene kostet die Überfahrt 180 NOK, für Kinder 100 und Hunde 30
– Zurück fährt das Boot zu folgenden Zeiten: 12:30, 13:30, 14:30, 15:30, 16:30, 17:45, 18:45 Uhr
– Die Fahrt mit dem Boot dauert etwa zwanzig Minuten, der Fußweg, bis man den Gletscher sieht etwa eine Stunde (3,5 Kilometer)
– Der Weg ist nicht ganz anspruchslos, man sollte gutes Schuhwerk anziehen
– Für norwegische Verhältnisse ist der Weg zum Gletscher einigermaßen gut gekennzeichnet
– Parken kann man direkt am Bootsableger, auf einem Parkplatz. Dieser kostet 70 NOK für eine Übernachtung. Zwischen 20 und 21 Uhr kommt eine freundliche Dame rum und kassiert.
– Anfahrt: Von der E6 35 Kilometer nördlich von Mo i Rana runter, den Schildern folgend, einige Kilometer durch den Nationalpark. 8615 Skonseng ist die offizielle Adresse, aber die meisten Navis finden Svartisen auch als Point of Interest bei Mo i Rana.

Unser Tipp

Fahrt abends hin (vielleicht kommt ihr ja auch zufällig nach neun Uhr an …). Nehmt am Morgen gleich die erste Fähre um zehn Uhr, so seid ihr die ersten am Gletscher und habt noch keine weiteren Touris rumlaufen. Nehmt euch genug Proviant und Wasser mit, denn das ist ein Ausflug von einem halben Tag. Am Gletscher ist es kalt und windig, auf dem Weg dahin brannte die Sonne und als wir auf dem Weg zurück waren, fing es an zu regnen und die Temperaturen fielen. – Zwiebellook ist also angesagt. Feste Schuhe sowieso. Es gibt übrigens keine Toiletten und auch keine Büsche oder Bäume …

Links für mehr Infos und Bilder:
Hurtigruten
Tripadvisor

 

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Kläglich gescheitert an den „Seven Sisters“

In Sandnessjön wollten wir die Bergkette „Seven Sisters“ besteigen. Oder wenigstens eine der Schwestern. (Nicht zu verwechseln mit den sieben Wasserfällen im Geirangerfjord, die kreativerweise ebenfalls „Seven Sisters“ heißen). Aus früheren Erfahrungen schlauer geworden, haben wir uns genau informiert und den Berg ausgesucht (den Skjaeringen), in dessen Beschreibung stand, dass er der einfachste und der Weg geeignet für Familien mit Kindern sei.

Sven Sisters
Diesen Berg wollten wir erobern.

Zu dem Zeitpunkt hatte es allerdings bereits zwei Tage und Nächste durchgeregnet und die Felsen waren extrem rutschig. Überhaupt wurde der Anstieg sehr schnell sehr steil und auch hier fragten wir uns wieder, wie zur Hölle man da denn mit kleinen Kindern hochkommen soll. Irgendwann mussten wir einsehen, dass es zu gefährlich wurde und dass wir vor allem auch nicht mehr runterkommen würden. Frustriert gaben wir uns geschlagen. Als Grund musste, um unser Ego aufrechtzuhalten, der Hund herhalten. Der das ehrlichgesagt so easy wie eine zweijährige Bergziege gemeistert hat…

Eigentlich habe ich immer nasse Füße, wenn wir irgendwo wandern gehen.

Wir sind stattdessen dann etwas weiter unten am Berg quer gewandert. Wie immer beim Wandern in Norwegen, fanden wir uns auch hier schnell in dichtem Gestrüpp und sumpfig-nassem Moos wieder. Die größte Herausforderung des Tages war die Überquerung eines Flusses. Einige Stunden, vier nasse Füße, eine blutige Nase und ein paar Adrenalinstöße später hatten wir auch dieses Abenteuer gemeistert.

Hilfreiche Links:
nordnorge.com
visitnorway.com
Hurtigruten.com

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Wandern in Norwegen – Nichts für Weicheier

Wenn man in Norwegen wandern (oder auch nur mal kurz einen Spaziergang machen) will, sollte man einen ausgeprägten Hang zu Indiana Jones-Filmen haben. Mal abgesehen von verdammt guten, frisch imprägnierten Wanderschuhen und Wasserfesten Klamotten. Schweden war ja fast strebermäßig aufgeräumt und tiptop organisiert: An jedem noch so abgelegenen Parkplatz gab es eine Toilette, mit Wasser, Strom und flauschigem Toilettenpapier. Wanderwege sind super ausgebaut und so gut gekennzeichnet (wie beispielsweise im Tyresta Nationalpark), dass man schon ein ziemlicher Trottel sein muss, um sich hier noch zu verlaufen.

Sieh zu, wie du klarkommst

Gutulia Nationalpark
Wege: eine echte Rarität in norwegischen Nationalparks.

Ganz anders dagegen Norwegen. Hier gibt es so unglaublich viele Nationalparks, überall sehenswerte Natur, einfach absolut alles ist schön – da haben die Norweger sich offenbar gedacht: „Wo soll man da anfangen, mit Wanderwegen und Schildern?“ Also haben sie es einfach gelassen und statt dessen an die Nationalparks geschrieben, dass man sich überall frei bewegen und alles machen kann; nur den Müll soll man doch bitte wieder mitnehmen. So einfach kann es sein. Was sich am Anfang für uns noch nach einer offenen, liberalen und menschenvertrauenden Einstellungen anhörte (schließlich darf man in Deutschland nie auch nur einen Schritt vom ausgewiesenen Weg abkommen und überhaupt gibt es Verbote für alles Mögliche), stellte sich schnell als Herausforderung raus.

Manchmal hinterlassen andere Wanderer mehr oder weniger hilfreiche Zeichen.

Eigentlich läuft man andauernd nur Querfeldein; kriecht durch beinezerkratzendes Unterholz, krakselt auf rutschigen, moosbewachsenen Felsen rum und versucht über Flüsse und Bäche zu kommen. Das Einzige, was es überhaupt als Anhaltspunkte gibt, sind schmale Trampelpfade von anderen Wanderern, die sich aber mit hundertprozentiger Sicherheit irgendwann zerlaufen und einen orientierungslos im Wald zurücklassen.

Kinder müssen Extremsportler sein

Übrigens: Steht in der Beschreibung irgendeiner Natursehenswürdigkeit, dass der Anstieg oder der Weg dorthin ein wenig anspruchsvoller ist, dann solltet ihr unbedingt eine Spitzhacke und jahrelange Erfahrung im Steilwandklettern haben. Die untertreiben hier gerne mal. Nachdem wir das rausgefunden haben, halten wir uns immer an die Wege, die ausdrücklich mit „für Familien mit Kindern“ beschrieben wurden und oft schaffen wir diese auch schon nicht. Keine Ahnung, was die hier für Kinder haben, aber die müssen echt krass sein. (siehe unseren Artikel über die „Seven Sisters“)

An Trolle glauben wir inzwischen. Aber dieser Elch ist doch ein Mythos.

Jedenfalls ist Wandern und Bergsteigen hier nie ein Spaziergang und man hat anschließend meistens nasse Füße und eine Menge Kratzer. Aber es macht wahnsinnigen Spaß und ist jedes Mal ein lohnenswertes Abenteuer. Außerdem fndet man – zur richtigen Jahreszeit – am Wegesrand riesige Felder von Mutebeeren und Blaubeeren, mit denen man sich zum Trost den Bauch vollschlagen kann.

Verschwörung des Touristenverbands

Was Norwegen und Schweden eint, ist die gemeinsame Verschwörung der Touristenverbände, die wir meinen aufgedeckt zu haben. Denn beide Länder arbeiten hart an der Aufrechterhaltung eines Mythos. Um Touristen anzuziehen, wurde vor langer Zeit ein Fabelwesen erfunden, welches man „Elch“ nannte.  Um die Geschichte am Leben zu erhalten, werden in beiden Ländern beispielsweise alle hundert Meter angebliche Warnschilder aufgestellt, die die Touristen bei der Stange halten sollen, nach diesem Wesen Ausschau zu halten. Wir haben inzwischen mehr handfeste Beweise für die Existenz von Trollen gefunden, als für diese Elche.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Ode an Norwegen – Lasst mich doch einfach hier!

Also Schweden war ja schon wirklich richtig schön, mit den unzähligen Seen, toller Landschaft, den süßen, roten Holzhäuschen und den unglaublich entspannten und freundlichen Menschen. Echt ein tolles Land. Aber dieses Norwegen! Das ist ja noch hundertmal schöner. Ich bin ja ein Kind der Eifel: das Ahrtal, mit den Bergen und Wäldern, da fühl ich mich wohl. Entsprechend bin ich in Norwegen seit dem ersten Tag absolut Zuhause, denn das ist hier Eifel-XXL. Ich habe überhaupt keine Worte dafür, es ist einfach alles wahnsinnig schön und riesengroß. Ich habe schon am zweiten Tag versucht, Uli zu überreden, doch das Jahr einfach hier zu bleiben und uns den Rest von Europa zu sparen, denn den schönsten Platz haben wir ja schon gefunden. Er hat mich allerdings daran erinnert, dass ich Frostbeule im norwegischen Winter keine Woche überleben würde. Da hat er wohl leider recht.

Auch den Norweger an sich habe ich gleich ins Herz geschlossen. Schon deshalb weil er, im Gegensatz zu den ordentlichen und gut sortierten Schweden, einfach auch mal fünf gerade sein lassen kann. Zum Beispiel gibt es in Schweden eigentlich nur eine akzeptierte Farbe für ein Haus und das ist nun mal das Schwedenhäuschen-Weinrot. Die Norweger sind da nicht so festgelegt und mögen es bunt. Rot ist zwar auch hier die dominierende Farbe, aber man pinselt sein Holzhäuschen auch sehr gerne in blau, orange, grün oder weiß an.

Mit der Musikauswahl der norwegischen Radiosender kann ich mich auch total identifizieren. Vor unserer Abfahrt, beim großen Ausmisten, habe ich einige Kartons mit alten, selbstaufgenommenen Kassetten gefunden. Da waren so Schätze bei, wie A-Seite „Metallica Black“, B-Seite „Dirty Dancing-Soundtrack“. Als Teeni für mich offenbar überhaupt kein Problem, diese beiden auf eine Autofahr-Kassette zu spielen, denn schließlich waren ja beide Scheiben echt gut. So in etwa ticken die Norweger auch, wenn ihr versteht was ich meine. Hier wird einfach alles nicht so eng gesehen.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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Von Schweden nach Norwegen – Keine Elche, viele Rentiere

Ohne auch nur einen Elch gesehen zu haben, sind wir aus dem malerischen Schweden nach Norwegen weitergezogen. Uli war wegen der Elche so untröstlich, dass ich sogar nach Tierparks in der Nähe geschaut habe, aber er meinte traurig, das sei geschummelt und würde nicht gelten. Also leider keine Elche. Noch nicht.

Ausruhen in Karlskoga

See in Karlskoga
Am See in Karlskoga haben wir uns ein bisschen ausgeruht.

Wir waren fünf Tage in Karlskoga. Das kann man auch keinem erklären, denn in dem Ort gibt es nicht viel und er ist auch nicht besonders schön. Wir haben im Industriegebiet, direkt vor Alfred Nobels Waffenfabrik Bolfor gestanden. Entsprechend gab es ein Alfred Nobel-Museum, als einzige Attraktion. Eines von dreien in Skandinavien, um genau zu sein; die anderen beiden sind in Stockholm und in Oslo. Haben wir uns aber auch nicht angesehen. Eigentlich haben wir fast nichts gemacht, außer einmal ein bisschen Sport und auf den See starren.

Wir haben einfach mal ein paar Tage ausgeruht; ich habe viel geschlafen, während Uli an seiner Bräune gearbeitet hat. Offenbar war das mal nötig. Die Ereignisse überschlagen sich und wir haben in den vier Wochen, in denen wir jetzt schon unterwegs sind, so viel Neues gesehen und erlebt, dass wir kaum mit dem Kopf hinterherkommen. Was wir dann aber beide aus Karlskoga mitgenommen haben, ist ein neues Level an Entspanntheit.

Sightseeing in Oslo

Oper Oslo
Vom Dach der Oper in Oslo hat man einen guten Ausblick über die ganze Stadt.

In Norwegen wurden wir gleich am zweiten Tag für die Elch-Misere entschädigt, durch viele stoische Rentiere, denen hier einfach die Straßen gehört. Das war toll!

Von Karlskoga sind wir zunächst nach Oslo reingefahren und haben die erste Nacht am berühmten Holmenkollen verbracht, von wo aus man einen spektakulären Blick über die Stadt hat und ausgiebig den Sonnenuntergang und das anschließende glitzernde Lichtermeer der Stadt genießen kann. Wenn man lange genug wachbleibt. Um Mitternacht ist es hier nämlich noch immer hell und gegen halb vier geht auch schon wieder die Sonne auf. Wir haben es noch nicht einmal geschafft, einen Sternenhimmel zu sehen.

Oper Oslo
An der Osloer Oper scheiden sich die Geister. Wir fanden, es ist ein beeindruckendes Gebäude.

Am nächsten Morgen sind wir dann also ganz früh runter nach Oslo rein und haben uns die Stadt angesehen. Wir hatten allerfeinstes Sommerwetter und sind ein paar Stunden rumflaniert, haben uns den Hafen, die Oper, die Burg und so weiter angesehen – was man halt so gesehen haben muss. Wir sind einfach nicht die größten Stadt-Fans. Die Städte hier oben sind schön und spannend und haben eine Menge zu bieten, aber am Ende sind es eben einfach Städte. In den Bergen, am Wasser und im Wald fühlen wir uns wohler und sind auch sehr viel entspannter.

Also sind wir nach dreieinhalb Stunden schon wieder weitergefahren. Mein alter Schulfreund Thorsten Eckardt hatte auf Facebook von unserer Reise erfahren und da er seit 23 Jahren mit großer Begeisterung Skandinavien bereist, uns netterweise an seinem reichen Wissensschatz teilhaben lassen und eine lange Mail mit einer Menge toller Insidertipps geschrieben. Dankbar für Hinweise auf erlebenswerte Orte abseits der Touristenroute, sind wir dann auch gleich einem Tipp gefolgt und in zwei nebeneinanderliegenden Nationalparks, im Grenzgebiet von Schweden und Norwegen gefahren. Allein die Fahrt dahin war schon wunderschön.

Gutulia und Grövelsjön Nationalpark

Rentier im Gröveljön Nationalpark
Die Rentiere, die wir getroffen haben, scheinen gerade erst ihr Winterfell zu verlieren. Sie sehen alle etwas zersaust aus.

Am Abend haben wir uns einen Rastplatz an einem See gesucht und erstmal was gekocht. Dann waren wir endlich mal im See schwimmen! – Nur ganz kurz, okay, aber immerhin. Anschließend fühlten wir uns so erfrischt und gut drauf, dass wir kurzerhand einfach noch weitergefahren sind. Da es hier so lange hell ist, kann man den Abend ganz anders verplanen als bei uns. Am Abend zu fahren war ganz toll: der Himmel war rot, die meiste Zeit sind wir am Seeufer entlang gefahren, mit Blick auf die Berge und außer uns war kaum jemand auf den Landstraßen unterwegs. Schließlich haben wir einen super Stellplatz, etwas ab der Straße und direkt am See gefunden, rechtzeitig zum Sonnenuntergang.

Die nächsten beiden Tage haben wir dann die Nationalparks Gutulia und Grövelsjön durchwandert, wobei wir immer wieder die Grenze nach Schweden gekreuzt haben. Außer zahlreichen Rentieren, gab es hier unvergessliche Naturerlebnisse für uns.

Vorgestern ging es dann wieder zurück auf die Touri-Route, die E6, Richtung Norden. Etwa 50 Kilometer vor Trondheim haben wir dann auf einem Campingplatz übernachtet und nach vier Tagen ohne Wasseranschluss usw. erstmal aufgetankt. Zwei Duschen, drei Maschinen Wäsche und ein großer Hausputz später, waren wir wieder bereit für die Zivilisation.

Jutulhogget Canyon

Jutulhogget Canyon
Der Jutulhogget Canyon in Alvdalen ist 2,4 Kilometer lang.

Auf dem Weg von den beiden Nationalparks in Richtung Trondheim, haben wir noch einen Schlenker gemacht, um uns den Jutulhogget Canyon anzusehen. Wir wollten ursprünglich nach Roros und uns eine alte Kupfermine anschauen. Auf halbem Weg haben wir uns aber umentschieden, denn den Canyon fanden wir doch attraktiver. Das ist das Tolle, wenn man so frei und ungebunden (um nicht planlos zu sagen) ist! Wir können uns jederzeit spontan anders entscheiden, was wir auch häufig machen.

Trondheim und Steinkjer

Morgens um acht hatten wir die Paradisbukta noch ganz für uns allein.

Gestern Mittag sind wir nach Trondheim reingefahren. Für mich war Trondheim immer ein leicht verklärter Sehnsuchtsort, da ich so viele Bücher gelesen und Filme gesehen habe, deren Geschichten hier spielen. Daher war es etwas surreal, jetzt tatsächlich durch diese rau-verträumte Stadt zu laufen. Am Ende ist aber eben auch Trondheim – so besonders es tatsächlich ist – auch nur eine Stadt und so sind wir auch hier schon nach vier Stunden wieder weitergefahren.

Wir haben dann noch sehr viel mehr Kilometer gemacht, als eigentlich geplant, denn gestern hatten wir zum ersten Mal tatsächlich ein Problem, einen Stellplatz zu finden. Auf den Rat eines anderen Wohnmobilreisenden auf Schlafplatzsuche, haben wir schließlich die „Paradisbukta“ in Steinkjer gefunden, eine kleine hübsche Bucht mit Badestrand (Thanks Magnus! Nice place, by the way!). Hier haben wir die letzte Nacht verbracht und stehen noch immer da, denn die letzten Tage waren doch ganz schön anstrengend und wir müssen erstmal wieder durchatmen.

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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