Ein Fleischfresser und eine Veganerin fahren mit dem Wohnmobil durch Europa ….

Was klingt wie der Anfang eines Witzes hat viele unserer Freunde tatsächlich sehr amüsiert, als sie sich vorgestellt haben, wie das wohl funktionieren soll mit uns beiden und dem Essen. Denn seit frühester Kindheit ernähre ich mich vegetarisch und seit einigen Jahren vegan, also ohne Lebensmittel in denen tierische Produkte enthalten sind. Unterwegs bin ich jetzt aber mit einem Allesfresser, der außerdem einen so robusten Magen hat, dass er problemlos zwei Staffeln im Dschungelcamp überstehen könnte.

Da ich nie total dogmatisch in meiner veganen Ernährungsweise war, hatte ich mir vor der Reise überlegt, dass ich doch wieder Käse und Sahne essen würde. Ich hatte es mir nämlich ganz schön kompliziert vorgestellt, mit Uli Kompromisse beim Kochen zu finden. Besonders, da die Auswahl an Gerichten die man im Wohnmobil kochen kann, eh schon eingeschränkt ist. Dazu kam dann noch die Überlegung, dass wir ja als erstes hoch in den Norden fuhren und ich mir keine großen Hoffnungen machte, auf Höhe des Nordkaps veganen Käse oder Sojasahne zu finden.

Bauchweh durch Milchprodukte

Das Dumme war nur, dass mein Magen die Milchprodukte nicht mehr vertragen hat und ich die ganze Zeit Bauchschmerzen hatte. Ich dachte, mein Körper muss sich da nur wieder dran gewöhnen. Doch leider wurde es nicht besser, sondern im Gegenteil immer schlimmer. Nach ein paar Monaten habe ich dann eingesehen, dass es keinen Sinn hat und es mir einfach die ganze Zeit nicht gut geht und ich mich unwohl fühle. Dazu kam ja ohnehin auch die moralische Klemme, in die ich mich damit gebracht hatte, denn ich habe ja damals aus ethischen Überzeugungen zu einer veganen Ernährung gewechselt.

Vegane Produkte gibt es inzwischen fast überall

Mandelmilch
Zumiindest eine kleine Auswahl an veganen Produkten gibt es inzwischen überall in Europa.

Jetzt ernähre ich mich also wieder ausschließlich vegan und mein Magen und mein Gewissen sind glücklich und zufrieden. Tatsächlich ist es auch kein großes Problem für uns im Alltag. Wir sind zwar nicht unbedingt die passioniertesten und kreativsten Hobbyköche, aber wir werden immer besser und vor allem erfinderischer. Außerdem gab es bisher selbst im Tante Emma-Laden des entlegensten, winzigsten Dörfchens in Finnland vegane Produkte. Meist nicht viele, aber die Hafermilch für meinen heißgeliebten morgendlichen Milchkaffee habe ich bislang noch überall bekommen. Mandelmilch, Reismilch und Sojamilch gibt es eigentlich immer. Häufig noch mehr Produkte, vor allem von alpro, wie Schoko- und Vanillepudding oder Kakao. Vegane Brotaufstriche und Bratlinge sind schon seltener, habe ich aber auch an Orten gefunden, an denen ich damit nicht gerechnet hatte, wie im norwegischen Trondheim oder in einem Lidl in Polen. Sehr viel schwieriger zu bekommen waren Tofu oder Seitan und ähnliches. Ganz selten habe ich mal Tofu in Norwegen gefunden, aber das war dann unglaublich teuer.

Landesküchen sind oft unbeabsichtigt vegan

Wenn man länger in einem Land ist und sich ein bisschen mit der Landesküche auseinandersetzt, entdeckt man aber häufig viele landestypische Gerichte die vegan sind. Meist sind das traditionelle und daher überall anzutreffende Gerichte, die fleischlos sind, weil Fleisch früher viel weniger erschwinglich war. Oftmals hat es aber auch religiöse Hintergründe, da die jeweilige Religion längere Fastenzeiten vorsieht, in denen Fleisch verboten ist und sich daraus eine Vielfalt an vegetarischen Gerichten etabliert hat, die meist auch vegan sind.

Und dann kann man ja die allermeisten Gerichte sehr leicht vegan machen. Man braucht beispielsweise nur Sahne gegen Sojasahne austauschen, Käse gegen veganen Käse, Hackfleisch gegen Sojahack und so weiter. oder man lässt einfach die Eier weg, was dem Essen meistens keinen Abbruch tut.

Auch in griechischen Supermärkten gibt es veganen Käse

Hier in Griechenland haben wir auch schon einige vegane Produkte, wie Milchalternativen, Sojasahne, veganen Käse und Sojahack gefunden. Vor allem aber haben wir uns mal ein bisschen mit der griechischen Küche beschäftigt und festgestellt, dass hier sehr viel von Natur aus vegan ist. Die Griechen scheinen zum Beispiel sehr auf Blätterteig zu stehen, der mit allem Möglichen gefüllt ist und manchmal eben zum Beispiel auch nur mit Spinat. Hier wird viel mit Kartoffeln, Bohnen Okraschoten und Auberginen gekocht. Meist einfach in viel Olivenöl angebraten oder in Tomatensauce gekocht. Auch das traditionelle Moussaka haben wir schon in einer veganen Variante zubereitet, indem wir einfach das Hackfleisch gegen Sojahack ausgetauscht haben. Super lecker!

Brotaufstriche machen wir inzwischen meist selbst, zum Beispiel verschiedene Hummus-Varianten. Das geht total einfach, ist sehr lecker, gesund und auch günstiger als im Laden.

Veganes Weihnachtsmenü

Über unser Menü für Heiligabend haben wir lange gegrübelt. Es sollte natürlich etwas Festliches und Besonderes sein. Mehrere Gänge sollte es haben und durfte auch gerne ein bisschen aufwändiger in der Zubereitung sein. Schon bevor wir auf diese Reise aufgebrochen sind, hat Uli bei unserem ersten Einkauf ein Glas Rotkohl und eine Packung Klöße in den Einkaufswagen geworfen, „für Weihnachten“. Okay. Das war also schonmal geklärt, es würde Klöße und Rotkohl geben, das stand ja bereits seit Juni fest. Uli wollte sich dazu ein gutes Stück Fleisch zubereiten und hatte da auch ein paar Ideen, zwischen denen er sich nur noch entscheiden musste. Mir viel aber einfach kein veganes, festliches Äquivalent ein. Also recherchierten wir eine Weile und hatten schließlich unser perfektes Weihnachtsmenü zusammen:

  • Vorspeise: Kürbissuppe mit Kartoffeln, Ingwer und gerösteten Pinienkernen. Für Uli gab es dazu gebratene Garnelen.

  • Hauptgang: Nussbraten mit Maronensauce, dazu Semmelknödel und Rotkohl (beides selbstzubereitet und nicht aus dem Glas)

  • Nachtisch: veganes Mousse au chocolat

Uli hatte kein Stück Fleisch gefunden, das ihm zugesagt hätte und so gab es auch für ihn veganen Weihnachtsbraten. Das gesamte Menü war so lecker, dass wir beide richtig begeistert davon waren und auch Uli nichts gefehlt hat. Ich fand es vor allem auch so toll, weil es das erste Mal war, dass ein gesamtes Festtagsmenü von mir und für mich gekocht wurde und nicht, wie bisher immer, für mich die Beilagen genügen mussten und es höchstens noch einen Bratling als Fleischalternative gab. Wir waren also beide voll und ganz zufrieden mit unserem ersten gemeinsamen Weihnachtsmenü – was gut ist, denn wir werden noch eine Woche davon essen … . Zu erwähnen wäre da noch, dass es auch sehr leicht in der Zubereitung war, so dass es auch nicht viel gab, was wir falsch machen konnten. Und die Zutaten waren auch nicht außergewöhnlich, das findet man es alles auch hier in jedem Supermarkt.

(Entlehnt haben wir unser Menü übrigens von Rezepten der Seite springlane.de.)

 

 

Über die Autorin

Ramona Pingel

Ramona ist Co-Verlegerin des WNJ-Verlags und arbeitet außerdem als Freie Lektorin. Vor ihrer gemeinsamen Reise mit Uli lebte sie im beliebtesten Viertel Kölns, hatte einen guten Job in einem großen Verlagshaus und genoss das Leben in der Großstadt. Doch nach der Reise kam das alles nicht mehr infrage. Sie wollte unabhängig sein und näher an der Natur. Heute leben Uli und sie, zusammen mit Hund Spencer, in einem Häuschen in der Vulkaneifel, direkt am Waldrand. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit Gärtnern, Yoga und Wandern.

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